Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1957

litzes, sondern das stolze Bewußtsein des Siegers. Wenn man die natürlichen Vor¬ gänge auch nicht verhindern kann, mit Energie und Vernunft können sie, ohne größeren Schaden anzurichten, gelenkt, gebändigt werden. Jawohl! Sein stolzes selbstbewußtes Gehaben glich dem eines Lokführers, der im letzten entscheidenden Momente noch den Hebel herumreißen konnte, um ein katastrophales Unglück zu verhüten. — Langsam, bedächtig machte er Toilette. Ein zufriedenes Lächeln um¬ spielte seinen Mund. Er dachte wohl an sein liebes Frauchen, vor das er heute reinen Herzens und reiner Hosen hintreten könne. Mit abgeklärter Miene wendete er sich um; abschließend noch einen letzten kontrollierenden Blick auf. .. Ja, was — — — Unmöglich! — und doch Alles leeeer?? Alles leer?? ist denn das?! traten aus den Höhlen, sein Blick erstarrte. Er suchte, suchte und Die Augen —— fand nichts — Da sackte er zusammen, die stolze Heldenpose war gar nichts. verschwunden. An einen Baumstamm gelehnt, mit beiden Händen das tief auf die Brust gesunkene Haupt stützend, stand er da und überlegte; lange Zeit studierte er, lange Zeit. Dann senkten sich langsam die zittrigen Hände und griffen prüfend an die Stelle, wo der Rücken seinen ehrlichen Namen verloren hatte. Das Resultat dieser oberflächlichen Prüfung scheint nicht die erhoffte Klärung des Mysteriums gebracht zu haben, denn er knöpfte die Hose wieder auf, um vorerwähnte Stelle Auch nichts. unmittelbar zu untersuchen, unbehindert von Kleidern und Wäsche. — Furchtbar, was ging hier vor? Ist es Wahnsinn? Ist es der Alkohol? Ver¬ zweifelt kniete er nieder, um mit den Händen zu suchen und zu finden, was die Augen nicht erspähen konnten Ich enteilte unbemerkt dem Schauplatze dieser ethischen Tragödie, um den Freunden schnell zu berichten, was sich im Laternenscheine zugetragen hatte. Mit unsicheren, schwankenden Schritten kam der schwer Betrunkene mittlerweile heran und nahm zerknirscht etwas abseits Platz. „Ja, was ist denn los mit dir? Wo warst du denn so lange?“ So schwirrten die Fragen durcheinander. „Aber nichts! Ein bißchen frische Luft schnappen war ich“ entgegnete er ton¬ los. — „Das ist aber nicht schön von dir, daß du die ganze frische Luft wegge¬ schnappt hast und nur die schlechte übrig ließest“ erwiderte ein anderer. Einhellig stellte nun die Korona fest, daß ein übler Geruch sich unangenehm bemerkbar mache. Wovon dies nur sein kann? Man vermutete, verdächtigte, wehrte 72

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