Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1956

Arzt das scharfe Messer zum Bauchaufschneiden hat und wegen des anderen Werk¬ zeuges usw. ... Die Erklärungkonnte er nicht abwarten, denn schon wurde er in den Operationsraum gefahren, wo er auch die In¬ jektion zum „Damischwerden“ bekam, sodaß er von allen weiteren Vorgängen nichts wußte und spürte. Als der Untermoser im Krankensaal vom „Damischsein“ wieder zu sich kam, alles vorüber war, ohne daß er den geringsten Schmerz ver¬ spürte, war er hochbeglückt und zufrieden. Grantig wurde er erst wieder, als ihn seine — Mitpatienten fragten, was er nun zum Essen wünsche, weil er keinen, aber schon gar keinen Ap¬ petit hatte. „Ich hab' ja gleich zu dem Fräulein Penicilinder g'sagt, daß bei mir eine Spritze für den Appetit zu wenig ist, sie soll mir eine zweite nachgeben. Aber na, die jungen Leute wollen alles besser wissen.“ Wer wird den Spiatzstrudel nun gegessen auS A8 haben? ScllotetidesHendexvous KARL SPRINGENSCHATD Gestern waren wir drüben eingeladen; liebe Menschen, unsere Nachbarn: Er, Kajetan Kraikl, Obermonteur in der Maffeischen Lokomotivenfabrik, fast zwei Meter hoch, alles an ihm Kraft.— Angst konnte man haben, wenn er mit seinen riesigen Händen das Kleine, drei Monate alt, aus dem Bettchen hob! — Sie, Elli, seine Frau, klein, zierlich, wie Spielzeug so zart neben ihm, betont zurückhaltend in allem Immer läßt sie ihm das Wort. Sie war in erster Ehe mit einem Korvettenkapitän verheiratet. Das Bild hängt in der Stube, frische Blumen aus dem Garten davor. Als dann die beiden Buben, „ihre“ Buben, wie sie sagte, der elfjährige Klaus der zwölfjährige Dieter —beide zart und ein wenig sommersprossig wie die Mut¬ ter— in die Dachstube schlafen gegangen waren, fragten wir, das heißt meine Frau —völlig überflüssig natürlich! —wie sie sich denn eigentlich gefunden hätten, da sie doch so ungleich wären. (Als ob sich nicht das Ungleiche viel leichter fände als das Gleiche! Der Mann hatte sofort die Antwort bereit: „Bei einem Rendezvous!“ Reizend wie die kleine Frau errötete: „Aber Kaj, das kann man doch nicht „Rendezvous“ nennen!“ Er: „Natürlich war es ein Rendezvous, was denn sonst?“ Sie: „Nein, Kaj“, eher eine... eine Vorstellung!“ Er lachte gewaltig. „Vorstellung nennst du das, Elli? Na, gut. Aber für mich war es doch ein Rendezvous, und was für eines! Das schwierigste, das es für einen Mann geben kann! Hören Sie, Nachbar! Damit enthüllte er uns Stück für Stück das Geheimnis, während die kleine Frau die Bowle braute, eine ausgezeichnete Bowle übrigens mit selbstgezogenen Erdbeeren. 63

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