Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1955

88 dem für Kraftfahrzeuge gesperrten Platz vor dem Heimathaus das zweite Weihnachtssingen statt. Es wurde von einer Blockflötengruppe und einem Kinderchor der Musiklehrerin Frau Käthe Vogl, einem Jugendchor des Real¬ gymnasiums, geleitet von Prof. Deschka, dem Lehrer= Madrigalchor unter Lei¬ tung Fachlehrer Pöppls und vom a cappella =Chor „Sängerlust“ unter Chor¬ meisten Franz Wegscheider bei schönstem Winterwetter und vor Hunderten Zuhörern durchgeführt. Allen Sängerinnen, Sängern und Chorleitern sei auch hier herzlich gedankt. Seit die alten „Thurnermeister“, denen unter anderem die Aufgabe zu¬ fiel, verschiedene Feste vom Pfarrturm herab mit ihrem Spiel einzuleiten, verschwunden sind, war es in Steyr üblich, diesen Brauch am Allerseelentag und am Heiligen Abend durch Musiker am Leben zu erhalten. Seit Jahren ist allerdings das Blasen am Tag unserer Toten verklungen, aber das Turm¬ blasen am Heiligen Abend besteht noch und erklang auch heuer wieder. Um 17 Uhr ertönten die alten Weihnachtsweisen über die Stadt hin und leiteten das schönste Fest des Jahres ein. Naturschutz Durch den Einsatz des Landesbeauftragtenfür Naturschutz Dr. H. Seidl kamen folgende Arbeiten zur Durchführung: Im Frühling wurden auf dem Pfarrplatz zwei absterbende Linden und eine morsche Kastanie entfernt. Im Herbst mußte leider die große sogenannte „Gerichtslinde“ im Hönigschmiedgarten auf der Promenade arg zusammen¬ gestümmelt werden, da Gefahr für die Dächer der Nachbarhäuser bestand. Auch die Platane beim Werndldenkmal mußte zurückgeschnitten werden. Die Schlo߬ leite wurde ausgeplentert, der Blick auf den Teufelsbachfall und jener auf das Urlaubskreuz beim Landeskrankenhaus wurde durch Entfernung verschie¬ dener Sträucher frei gemacht und Baumschäden in Garsten und in der Stadt¬ mayrallee korrigiert. Eingaben wurden vorgelegt zum Schutz der LangensteinerMauer, der RoseneggerAu und der Waldränder an der Peripherie der Stadt. Denkmalpflege Von denkmalpflegerischen Arbeiten, an deren Veranlassung oder Durch¬ führung das Kulturamt,der Korrespondent des Bundesdenkmalamtes oder dasHeimathaus beteiligt waren, seien erwähnt: Die Renovierung des Altarbildes in der Bürgerspitalskapelle (ein Kremser Schmidt!), welche gleichzeitig mit Bildern des Heimathauses durch das Kultur¬ samt durchgeführt wurde. Die Freilegung der schriftlichen Mitteilung über den Bau der Bruder¬ hauskirche. Bei den Malerarbeiten dortselbst entdeckte der Malermeister Hol¬ zinger eine übertünchte Schrift. Der Magistrat setzte sich mit dem Kustos ins Einvernehmen, welcher feststellte, das es sich um die von Preuenhuber er¬ wähnte Baugeschichte der Kirche handelte. Nach Entfernung der 6 oder 7 über¬ einander gemalten Schriften kam die älteste mit folgendem Wortlaut zum Vorschein: Seyt des 1522 Jahrs haben hernach Benannte Christliche Herren Als gewogene Patrones der Armen Haus Fuchsberger, Haus Lueger und Hans Brandstötter, auch Andreas Kölnböckh, Alle vier Bürger zu Steyr zu dem Christl. =Heilsamben und Löblichen Werckh gott zu Ehren und Ihren Nägsten mit Bruedern den Armen Leithen Zu onderhaltung In bis Bruederhaus Ihre Reichliche Hilff Erzaigt und mit gethailt.

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