Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1955

daran verdürbe. Aber ich hatte das Buch schon längst gelesen, weit schneller, als meine gute Mutter es für möglich hielt, und sie wunderte sich nicht wenig, das ich ihr Fortgang und Ende gleichsam weissagen konnte, wenn ihre eigene Neugier noch kaum über die ersten Seiten hinaus war. Eine dieser Geschichten ist mir schon damals vor allen lieb gewesen, näm¬ sich die des Schiffbrüchigen Robinson. Das Buch gehörte dem Sohn des Doktors in der Nachbarschaft, und weil es ihm streng verboten war, mit uns Gassenkindern umzugehen, mußte ich meinen ganzen Scharfsinn daran wen¬ den, bis ich diese Kostbarkeit endlich durch einen recht anrüchigen Kunstgriff Kugelspiel an mich bringen konnte. beim Ich besaß den Band noch, als ich längst den Kinderstrümpfen entwachsen war und meine Jugend in den Schützenlöchern und Kavernen der Gebirgs¬ Front begraben mußte. Irgendwo verlor ich dann das Buch, auf den endlosen Märschen, oder in der traurigen Dämmerung der Gefangenschaft, ich weit es nicht mehr. Damals verlor ich viel. Es gesellte sich in diesen Jahren auch manch anderes Buch zu mir und wurde nicht eben wert gehalten, aber einige blieben mir doch dauernd, aus Zufall oder weil sie mir wahrhaft teuer waren. Später, als ich ins Stille geriet und mein Leben im Dorf einzurichten begann, fügte es sich bei meinem Hang zum Handwerk ganz von selbst, das ich mich mehr und mehr auch mit dem Aeußeren des Buches befaßte, mit einer dinglichen Gestalt. Viele vergilbte Schwarten habe ich mühsam zerlegt, um den alten Meistern hinter ihre Schliche zu kommen. Ich sah mit Bewun¬ derung, wie sie den Vorsatz falzten oder das Kapitel umstachen und noch den Heftfaden kunstvoll über die Bünde Schlangen, obwohl das doch nie jemand zu Gesicht bekam. Schließlich lernte ich es auch, und daran habe ich noch immer meine Freude. Stehe am Schrank vor den schon gewandeten Büchern, befühle das köstliche Leder, schlage eines und das andere auf und suche darin nach dem Wort, das mir lieb ist. Und so wird es wohl auch bleiben: am liebsten binde ich Bücher, weniger gern lese ich welche und am wenigsten mag ich sie selber schreiben. Griechenland C7 WOLLEN SIE WAHREND IHRES URLAUBES SICHER, BILLIG UND BEOUEM INS AUSLAND FAHREN ODER DIE SCHÖNHEITEN OSTERREICHS BEWUNDERN? AUSKUNFT GEBEN IHINEN DIE STADTI¬ SCHEN UNTERNEHMUNGEN (REISEBURO), STEYR, KIRCHENGASSE 1. * SIE WERDEN UNVERBINDLICH BERATEN * 47

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2