Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1955

PERdeta die und der 4 das die Von Josef Friedrich Perkonig Was singt Peter Simanje, der Guslar, droben in den Dörfern der Poljica? Manchmal kommt er auch herab in die Stadt Omis, da könnt ihr ihn hören. Stellt roten Wein vor ihn hin und weißes Brot, so wird er euch von den alten Helden singen! Sie fuhren auf kleinen, schnellen Schiffen auf der Adria, und überall auf den Inseln hatten sie ihr Haus; treulos sei der Wind, sagten sie, und auf ihren Schiffen standen keine Segel, mit Rudern schlugen sie das Meer wie ein Reiter mit Sporen das Pferd. Leget gelben Tabak zu Wein und Brot, und Peter Simanje wird seine Gusla noch wilder streichen und davon singen, wie die Seeräuber hin über das Meer nach Italia fuhren und in einer einzigen Nacht reich wurden! Oh, die Händler und Herren der Stadt aßen von goldenen Tellern Fisch und tranken ihren Wein aus goldenen Be¬ chern, sie schliefen auf Seide, und aus Marmor war ihr Haus. Da kam von Omis die kalte Bora, mit Rudern erschlugen die Dalmatiner die italienischen Kriegsknechte, die ihnen in das Wasser nachliefen. Leget aber zuletzt zu Wein, Brot und Tabak auch noch ein paar silberne Dinare, so wird der Guslar Peter Simanje tief Atem schöpfen und euch das Lied singen von Jovo Cerna und der schönen Angela Cardini, das unsterbliche Lied... Es geschieht nichts auf der Adria, das sie nicht in Omis reichen, sie haben immer Boten unterwegs und ihre Barken sind schneller als ein Segelschiff in faulem Wind. Glaubet nicht, das sie nur in ihren Schätzen herumwühlen, das sie prassen und an der Tafel streiten, wer unter ihnen der Wildeste ist. Oh, sie haben einen strengen Herrn, der sieht darauf, das sie nicht einrosten, er jagt sie hinaus auf das Meer, ist ihnen dabei allezeit voran, heißt sie festere Ruder schnitzen, neue Schiffe bauen, und er schickt sie auf den Berg, das sie das Harz für die Boote heimbringen. Die Leute haben kein leichtes Leben unter Jovo Cerna, aber sie sind ihm ergeben, denn er ist ein junger Riese, eine Augen sind zwei Sonnen, sie sengen jedem ein Loch in das Herz, und er hat Glück. Hat einer in Omis schon in jungen Jahren das Glück gehabt, das sie seinen Namen von den Inseln bis hin nach Italia nennen, und es geht ihnen dabei ein Schauder über die Haut? Keiner! Jovo Cerna ist der erste, vielleicht wird er der letzte sein. Die Mädchen schauen heimlich nach ihm, die Vater raten, welches er zur Braut erwählen wird, aber der Hauptmann denkt nicht an Beilager. Er hat anderes im Sinn, der Markuslöwe hat ihm mit der Pranke gedroht, ein Bote ist gekommen und hat ein Stirnrunzeln des Dogen von Venedig gebracht und den scharfen Rat, die Hunde in Omis sollten sich vor dem Löwen hüten. Die Welt zittert, wenn sich der Doge vor¬ nehmen läßt, Jovo Cerna zittert nicht, Jovo Cernalacht, und er träumt bei Tag und Nacht, wie er sich für das bittere Wortdes hochmütigen Herrn in Venedig bedanken soll. Das Jahr steht hoch, auf dem Meere draußenfahren die Schiffe. Wollen die Leute von Omis ihr Korn schneiden, müssen sie immerfort unterwegs sein, sonst geht die Beute durch das Netz. Sie haben Glück in diesem Jahr, sie fan¬ 42

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