Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1927

52 „Auf die Plätze!“ schrie auf einmal „Hier, nimm diese Rolle und lese erregt Herr Dr. Pfefferkern. Er selbst sie öfter durch, ich meine, wir werden schwang sich auf eine hohe Kemenaten¬ einige Proben brauchen.“ noch bank, um dann von dort dem Jubelpaar „A, za was denn? Dös les' i ja festlichen Gruß zu bringen. aber. glei Michl, im buntgefleckten Lands¬ „Nun ja, aber du mußt doch die knechtwams, die Hellebarde wagrecht in Rolle auswendig können.“ der Hand und noch einmal die Rolle „Auswendi? Warum den nöt ein¬ in memorierend, schritt nun dem Ehepaar wendi? Auswendi steht ja nig. entgegen, das keuchend auf dem steilen „Michl, ich bitte Sie! Michl, ich Weg zum Burgtor kam. Sie, reden Sie nicht. Lesen Sie mir bitte Was is denn dös? Dös san ja dö die kleine Rolle einmal vor, daß ich also zwoa Leut, dö vorings Jahr beim Lampl¬ beiläufig weiß, wie Sie betonen.“ wirt und beim Schandar' dö. dummi „Also, pass'n's auf, wia i dös sag'n G'schicht von der Tiarquälarei ang’höbt kann: „Dea E—se—lsgraf van Hos'n¬ (( ham, weil i den blöd'n Roß mit'n Wag'n¬ boan .. scheitl a kloans Tapperl geb'n han. „Michl!“ Ein nervenerschütternder „Os Bagaschig'sind'!! Was suacht's Schreckschrei könte durch das Gemach. denn da? Vaflixti Bruat, fahrk's a. Sunst sich, „Ich bitte Sie, entfernen Sie Wir hilf i eng mit mein Spieß und stich eng sonst schwinden mir die Sinne. (7 in d’... . rief er den ahnungslosen jetzt, brauchen noch viele Proben. Doch Festgästen entgegen. jetzt kann ich nicht mehr. Kommen Sie Unerklärlich ist es bis heute, daß in einer Stunde wieder.“ Jubelpaar am Festplatz nicht er¬ das „Nau also, da geh'i daweil Schuah¬ schienen ist. putz'n. Unerklärlich, warum dieselben mit Wieviele Proben an diesem Tage nächsten Zug, ohne Abschied, ab¬ dem nötig waren, weiß man nicht. Beim gereist sind. Abendlisch entdeckte die Frau des ge¬ Vielleicht weil keine Musiker har¬ quälten Dichters an dessen Schläfen die monischen Gruß gebracht? Vielleicht weil ersten drei weißen Haare. keine Silberblumen auf den Weg ge¬ Am nächsten Tag flatterte eine Fahne streut? hoch über dem Turmgemäuer. Im Hofe Herr Dr. Pfefferkern und alle andern, der Burg aber spazierten Ritter und edle sie können sich die Sache nicht erklären. Frauen in herrlichen Kostümen herum Und Michl — Dagobert und lugten zuweilen auf die reichgedeckte er schweigt. Tafel im Hungerturm. „ Auf der Eisenbahn. Von F. Schrönghamer=Heimdal. lichste Wunsch erwachte, auch einmal auf Ende der Achtzigerjahre des vorigen einer solchen zu fahren? Aber wie wollte Säkulums hat es in meiner Heimat viele dieser Wunsch an mir kleinen Buben je Leute gegeben, die noch keine Eisenbahn in Erfüllung gehen, wenn schon die gesehen hatten, noch weniger auf einer großen Leute sich den Luxus einer Eisen¬ solchen gefahren waren. Auch ich kannte bahnfahrt versagten? das Bahnwesen nur vom Hörensagen. Eines Abends kommt unser Nach¬ Was Wunder, wenn in mir der sehn¬

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