Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1925

36 nisse nit. Durch mehr als ein Menschen¬ — alter haben die Leut „Widerbeller sein's,“ klang es von Lippen der Grünbacherin. den Der Oberpfleger zuckte zusammen und warf einen queren Blick nach seine Frauliebsten. Dann fuhr er schnell fort: „Haben alsdann die Leut' deutschen 7 Gottesdienst gehabt in ihrer Kirchen? „Götzendienst!“ lachte der Pfarrer „Ja, ja, das wohl,“ beeilte sich der Oberpfleger zuzugeben. „Aber,“ fuhr er fort, sie waren's halt gewohnt so. Und die Gewohnheit ist eine starke Macht Ueberall ist's so gewest, daß sie mit —— Unlust und Mißtrauer mit haben ihre neuen Pfarrherren aufge nommen. So im Attergau, in Schörfling. Franken¬ Vöcklabruck, Vöcklamarkt markt, Gmunden, Neumarkt, Ried, wo ich nur mag hinschauen, diesseite und jenseits vom Hausruck. Bei aller schuldigen Achtung und bei allem Respek vor der hohen katholischen Kirchen, der anzugehören ich die nit auszusagende Ehr hab' —“ und der Oberpfleger legte die dicke Hand beteuernd auf seine Brust, wo das Gnadenkettlein baumelte „und von der ich verhoff', daf sie all meine schwachen Verdienste un das Land und die Herrschaft wird, wie ich mich bemüht hab „Verhaspel dich nit,“ mahnte unge¬ duldig die Grünbacherin und setzte dann ( unzufrieden hinzu: „Zeit seines Lebens 44 hat der Mann nit so viel gered't „Ich red', wie's wahr ist,“ fuhr der Oberpfleger auf. „Hochwürdiger Her Pfarrer, nur das eine bedenkt: In ihrer reden Sprach' haben die Leut' gehört in ihrer Kirchen, nichts Lateinisches — nit „Die Liturgie läßt sich nicht ändern, warf der Pfarrer ein, „wegen dieser Un¬ botmäßigen aber ganz gewiß nicht“ „Gewißlich nit,“ rief Grünbacher. „aber das alles ist Ihnen halt fremd Sie werden sich schon daran gewöhnen aber dermalen ist Ihnen das alles fremd; der Gottesdienst, die Herren Pfarrer und Benefiziaten, von denen viele sein, die aus Welschland stammen und deren Sprach' und Red' sie auch nit so recht verstehen. Das ist's, was ich hab' wollen sagen,“ schloß der Ober¬ pfleger aufatmend mit rotem Gesicht. C „Mein lieber Herr Oberpfleger, sagte der Pfarrer und richtete sich hoch auf, „was geht das mich an? Bin ich freiwillig hierher gekommen, hierher, wo es im Mai noch so kalt ist wie es in meiner Heimat im Winter? Haben mich meine Oberen geschickt oder nicht? Habe ich zu gehorchen oder nicht? Das ist für mich keine Frage. Und daß ich bin Don Baldassar Zalaoga aus dem schönen Spanien, darauf bin ich stolz. Alles andere geht mich nichts an. Und hier hab' ich ein Recht und daß mir das wird, das fordere ich“ Sein blaßgelbes Gesicht hatte sich leicht gerötet und er ah mit Verachtung auf den dicken, schwitzenden Mann mit der ängstlichen Seele, der vor ihm stand. Dann fragte er: „Und wann werdet Ihr meine In¬ stallation in die Pfarre Frankenburg feiern nach dem Mandat der Herren 24 Kommissare, mein Herr Oberpflege 1 Herr Grünbacher legte die Hand auf die Brust und antwortete mit Würde „Bis das da seine Wirkung tut, Hoch¬ würdigster, Ihr wißt, was in dem Schreiben steht. Daß ich den Herrn Statt¬ halter Gnaden bitte, in Erwägung der anitzt herrschenden Zuständ' und in An¬ betracht dessen, daß Burger= und Bauers¬ leut' ernstlich widerstrebend sein, sich die Einführung ihres neuen Herrn Pfarrers in das hiesige Benefiz gefallen zu lassen und gewillt sein, wie beglaubigte Kunde geht, mit den Waffen in der Hand, diesem amtlichen und höchst christlichen Beginnen sich zu widersetzen „Rottierer!“ rief die Grünbacherin drohend. „In Erwägung alles dessen hab' ich alsdann,“ fuhr der Oberpfleger fort, hab’ ich Seine Exzellenz und Gnaden unter genauer Relationierung über diese Zuständ' und möglichen Gefahren um Hilf' gebeten und um bewaffnete Völker, damit ich instand gesetzt sei, dem Wider¬

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