Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1925

34 Das Würfelspiel auf dem Haushamerfeld. Erzählung von Arthur Oelwein. Im Florianitag des Heilsjahres 1625 Finsternis des Lutherturms in den Schoß mühte sich in der Schreibstube desder nunmehr in österreichischen Landen gräflich Khevenhüllerschen Pfleger¬ siegreichen katholischen Kirche geflüchtet amtes zu Frankenburg in Oesterreich obwar; solches hatte auch der hochmögende der Enns der Oberpfleger Abraham Grün¬ Graf Herberstorff in Befolgung der bacher mit einem sauren Geschäft. Hatte Bitten und Lehren der Neuburger Jesuiten zwar, um bei diesem Geschäft die nötige ebenfalls vor nicht langer Zeit zum Heil Festigkeit des Geistes nicht zu verlieren. von Seele und Leib gekan und befand eine Frauliebste als Adjuvanten in der sich dabei so wohl, daß es ihm zum Schreibstube bitten lassen, dieweil der Bedürfnis ward, seine ehemaligen Grünbacherin mit Recht nachgesagt wurde Glaubensbrüder teils nach dem Mandat daß sie starken und schier männlichenaus dem Land zu jagen, zu verfolgen Geistes und imstande sei, sieben Teufel und mit allerlei Gewalt in die wieder¬ auf einmal in die Flucht zu schlagen gewonnenen Kirchen zu treiben, teils aber welche geistigen Eigenschaften sich auchauf eigene Rechnung zu vexieren. in ihrem hageren, sauertöpfischen Anklitz, „Mach weiter,“ munterte die Grün¬ das mit einem kleinen Schnurrbärtchen bacherin ihren Eheliebsten mit grober verziert war, ausprägten. Die Grün¬ Stimme auf, und Herr Abraham Grün¬ bacherin saß denn auch, sotane Eigen¬ bacher machte mit einem tiefen Seufzer schaften offen zur Schau tragend, mitweiter. Er nahm das Schreiben, das er unterschlagenen Armen in dem besten mit vielen Achs seinem Schreiber vor¬ Lehnstuhl der Stube, der mit verblaßtem gesagt hatte, an sich, überflog es mit roten Utrechter Samt überzogen war und zwinkernden Augen, faltete es hernach aus einem der Khevenhüllerschen Schlösser bedächtig und setzte eigenhändig die seinen Weg zur oberpflegerischen. Be¬ Ueberschrift darauf, was einige Zeit in quemlichkeit in die FrankenburgerAnspruch nahm, denn das Schreiben Schreibstube gefunden hatte. war an den Herrn Statthalter selbst ge¬ Aber selbst die Anwesenheit dieser richtet und es durfte keine der langen starken Kämpin und Frau gab demTitulaturen dieses gebietenden Macht¬ Oberpfleger nicht das erhoffte Gleichmaß habers ausgelassen werden. Wie Herr der Seele. Er seufzte, stöhnte und schwitzteGrünbacher sodann umständlich das rote jämmerlich, und es nutzte nichts, daßer Wachs aus einem erhitzten Näpfchen auf das stark vergüldete Gnadenkettlein, das Schreiben rinnen ließ und in das so ihm um den Stierhals hing, als wie gerinnende Wachs sein Siegel drückte einen Rosenkranz um die dicken Finger das gab der Handlung etwas schlang, welches Gnadenkettlein ihn dochPomphaftes und gemahnte an eine daran erinnern sollte, daß er nunmehrHaupt= und Staatsaktion, zumindest aber gefestigt sei für dieses irdische Leben, an die Ausfertigung eines Urtels, was weilen er besagtes Kettlein erst unlängst ja dieses Schreiben im großen und ganzen von dem Herrn kais. Statthalter zu Linz auch war. Und dann stand Herr Abraham dem hochmögenden und gefürchtetenGrünbacher groß da, hielt in der roten Grafen Herberstorff, als AnerkennungFaust die Handhabe des großen Pet¬ dafür erhalten hatte, daß er aus der schafts und drückte noch immer mit

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2