Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1925

32 Dem Dumpsei wurde bange. Die es zurück, und fort ging's wie die wilde Nacht war nahe und Zwiesel noch weit. Jagd um Sonnenaufgang. Und das gräßliche Wetter dazu, die „Aber das Kalb! Was soll denn pfadlose Wildnis und das widerspenstigemit dem Kalb geschehn?“ rief der Tier! Der Angstschweiß trat auf seineSchwarze abermals. Stirn und abermals hieb er sinnlos auf „Hol' dir's und brak' dir's! Liegt das gänzlich erschöpfte Kalb ein, bismir auch nichts daran! Nur lass’ mich dieses in einer tiefen Schneewehe steckenin Ruh', mich kriegst du nicht, hab noch blieb und entkräftet niedersank. keine Todsünd' und keine himmel¬ Jetzt war guter Rat teuer. Mitten schreiende auch nicht! Behalt' dir das im Walde befand sich der furchtbetörte Kalb! Bursche, und es war gar nicht abzusehen, Und fort war er. wie und wann er das arme Tier wieder Der Schwarze stand wie versteinert auf die Beine bringen werde. Anfänglichdaund murmelte in seinen Rußbart zerrte er mit ganzer Gewalt am Stricke, hinein: „Der Kerl muß übergeschnappt dann fielen wieder die Schläge hagel¬ ein; so hab' ich ihn noch nie gesehen! dicht, ohne etwas zu fruchten. Oder hat er einen Rausch!“ Jetzt faßte er das Tier mit beiden Mit kräftigen Armen zog er hierauf Armen an, um es emporzureißen das Kalb aus dem Schnee, schwang es doch auch seine Kräfte waren versiegtmit Riesenkraft über seinem Nacken und undschwerfällig sank er neben das chleppte es bis Ludwigstal, vor dessen Kalb in den Schnee hin, aus dem er Schenke er in später Abendstunde ganz sich nur mit größter Mühe emporraffenerschöpft ankam. konnte. Während der Schwarze sich mit Als er endlich wieder aufrecht dem Kalbe plagte, saß der Jogl zu stand, fing es im Walde unheimlich zu Tode erschrocken im Kruge zu Ludwig = sausen und zu brausen an, fernher tal, wo er vor Angst und Entsetzen zu wurde der gespenstige Schrei eines Uhusübernachten beschloß, und erzählte in hörbar. namenloser Aufregung den verschmitzt Da in seiner namenlosen Angst und lächelnden Glasbläsern, wie ihm vor Aufregung schrie er aus Leibeskräften: einer Skunde mitten im Walde der „Der Teufel soll dich auf der StelleTeufel erschienen war und sein Kalb ge¬ holen, verfluchtes Rabenvieh!“ holt habe. Kaum war das Wort seinem Mund „Wirst halt einen Zentnerrausch ge¬ entflohen, so sprang aus dem Dickichthabt haben“ meinte die Kellnerin, „und ein kohlschwarzer Mann, zu schauenda wirst du zu schwarz gesehen haben.“ wie der Leibhaftige selbst, und gurgelte „Was dir nicht einfällt!“ beteuerte mühsam heraus: „Du bist's, Dumpsei? der Dumpsei hoch und heilig. „Sogar Gut, daß wir zusammenkommen!“ gesprochen hat er zu mir und gesagt hak Nun war's um den armen Kerler: „Ich bin's, wark' auf mich, wir geschehen. gehn'n mitsammen!“ „Der Teufel, der Teufel!“ schrie er Ungläubig schüttelten die Leute die und lief von dannen, so schnell es nurKöpfe mit den breiten Tellermützen und imSchnee möglich war. zogen an ihren Pfeifen, als wollten sie „Aber Dumpsei, bleib' doch stehn aus diesen des Rätsels Lösung hervor¬ und wark' auf mich! Ich bin's ja, kennst zerren. mich denn nicht?“ rief ihm der erstaunte „Liegt mir ja nichts daran, an Schwarze nach. diesem Mistvieh!“ tröstete sich der Bur¬ „Ich will mit dir nichts zu tun sche, „wenn er nur mich nicht er¬ haben! Hol' dir einen andern!“ klangwischt hat!“

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