Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1925

10 (Nachdruck Ires. verboten). Humoreske von H. Nordhoff. Ich war ärgerlich, ich war empört. verlobt oder nicht. Mitunter wünschte ich, Jedes junge Mädchen in meiner Lage ich wäre frei, doch meistens hoffteich würde ebenfalls beides gewesen sein. doch, ich sei es nicht. Dann mußte ich Manches Mädchen würde vor Wut ge¬ immer daran denken, was für ein hüb¬ platzt sein und alles abgebrochen haben, cher Kerl mein Max doch war, so groß, doch ich habe mich stets vernünftig ge¬ o stark, so lustig. Ich hätte mich am halten und so sagte ich auch: liebsten selbst georfeigt. „Du hattest selbst Mitte August ge¬ Als seine Mutter mich auf ihr Gut wünscht. Ich habe noch nie gehört, daß inlud, war ich schwach genug, hin¬ ein Mann verlangt, daß seine Hochzeit zufahren. Anscheinend hatte sie keine verschoben werden soll, wenn alles ein¬ Ahnung von unseren Differenzen. Drei mal festgelegt worden ist. Einen Mann, Wochen waren nun schon seit unserem der verliebt tut, meine ich natürlich nur.“ Streite vergangen. „Ich tue es nicht nur, sondern ich Ich fand in Frau Walden noch bin es sogar“, antwortete Max. „Doch genau dasselbe liebe, süße Geschöpf von meine Zusage an Berger kann nicht mehr rüher. Nach dem Kaffee nahm sie einen rückgängig gemacht werden, alles war Brief aus ihrem Täschchen und gab verabredet, noch bevor du deine Ein¬ hn mir. willigung gabst, mich zu heiraten. Berger „Von Max“, sagte sie, „Er kam ist jetzt auf der Heimreise von Süd¬ oeben erst an. Ich wartete deshalb auf Amerika. Ich wüßte wirklich nicht, wie dich, damit du ihn vorlesen solltest. Ich ich mich jetzt mit ihm in Verbindung wollte das Mädchen nicht gerne darum setzen könnte. Ich kenne ja nicht einmal bitten. Meine Augen werden so schwach den Namen seines Dampfers. und er schreibt so schlecht“. „Es ist gräßlich!“ fauchte ich los Neues von Max! Ich stotterte irgend „Es scheint mir allmählich so, als ob du ein paar unzusammenhängende Trost¬ lieber mit einem Freunde eine Wander¬ worte wegen ihrer Augen. Ich bebte vor vogel=Tour machst als mit mir eine Neugier und Sehnsucht, von Max etwas Hochzeitsreise“ zu hören. Dann schritten wir hin und her. „Liebste Mutter!“ begann der Brief. Max brachte zu seiner Verteidigung vor, „Dies ist die erste Gelegenheit, die sich daß nur ein kleiner Aufschub von 14 bietet, eine Zeile zu schreiben. Als Unter¬ Tagen in Frage komme. Ich sagte ihm age gebrauche ich meine Knie, ein Auge ich wollte nicht länger mehr warten. Er auf das Papier, das andere auf Ires. meinte, er könnte einen Freund nicht Sie raucht — tausende von Meilen kommen lassen, für Meine Stimme erstarb. Wer war nichts und wiedernichts. Ich darauf, daß diese Ires? Ich sah nach Frau Walden. a die Entfernung nichts mit uns zu kun Ich glaube, meine Augen blitzten. „Ires!“ habe. Keiner wollte nachgeben und Max brachte ich endlich hervor. „Wer ist das? ging schließlich. Die arme, alte Seele sah ganz ver¬ Er schrieb nicht ich natürlich kört aus. Ich glaube, sie erriet meine auch nicht. Ich wußte nicht, war ich noch Gefühle.

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