Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1924

Drucker vor und bestellen Sie die Pla¬ kate betreffs der ausfallenden Vorstel¬ lung ab. Frau Mehringer, Sie sind die tapferste junge Frau, die mir je vorge¬ kommen ist; aber um Ihrer selbst, um unser Aller willen, gehen Sie jetzt nach Hause und machen Sie sich an die Arbeit. Morgen früh muß alles perfekt gehen.“ Wir verabschiedeten uns von dem Direktor und schlugen den Heimweg ein —Jenny heiter und triumphierend, ich selbst gedankenvoll und von Besorgnis erfüllt. 1.—1 25 * A sse 11 UNNNS I N R R AI „Lassen sie sich nicht bange Die Nachricht, daß das neue Stück nun dennoch zur Aufführung kommen sollte, rief unter den Mitwirkenden die größte Aufregung hervor und Jennys Name war natürlich in aller Munde. „O, der süße Engel!“ rief Fräulein Sommerset, das Kammerkätzchen, und sah im Geiste bereits einen Lorbeerkranz zu ihren Füßen; „ich bin überzeugt, sie wird glänzenden Erfolg haben“. „So etwas ist noch nicht dagewesen, murrte Frau Harman mit ihrer kräch¬ zenden Stimme. „Welche Anmaßung von einer jungen Anfängerin, sich in einer ∆ 45 solchen Rolle zu versuchen! In meiner Jugend hütete sich ein Direktor, einen Neuling zu ermutigen, sich vor dem Publikum bloßzustellen. „Aber das ist auch schon eine Ewigkeit her, Großmamachen!“ spöttelte der junge Everard, der zweite Liebhaber, der meiner Jenny stets eine schüchterne Ver¬ ehrung weihte und wußte, daß das Alter bei Frau Harman ein wunder Punkt war. Die alte Dame würdigte ihn keiner Antwort; dagegen trat Johnson, der 2 Re Tr 1110 100 Rh □ AeTi fal * (Se ad m 10 u zu und klopfte mir I a Bösewicht, freundschaftlich auf die Schulter: „Frank, alter Junge, du solltest nicht zugeben, daß deine Frau sich zum Gespötte macht. Doch ich fertigte alle kurz ab, obschon mir das Herz sank, wenn ich das Un¬ erhörte von Jennys Wagnis bedachte. Müde und niedergeschlagen kehrte ich nach Hause zurück und fand mein Weib¬ chen eifrig bei der Arbeit. Sie studierte, daß ihre Wangen glühten, und als ich schon längst in einen fieberhaften, uner¬ quicklichen Schlaf gesunken war, gönnte sie sich noch keine Ruhe.

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