Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1924

8 Karrenführer zu. Der bleibt stehen, ging. Nachdem wir uns ein wenig von schaut sich nach allen Seiten um und der überraschung erholt hatten, for¬ meint, recht froh wollt' er sein, wenn derten wirentrüstet Aufklärung. der Herr ihm die Erdäpfel bis zum näch¬ „Warts nur, Diebspack, Lumpeng'sindel sten Dorfe fahren wollt'. Mein Freund elendig's, der Vorsteher wird enk scho brauche sich nicht abhetzen, könne ganz aufklären!“ Wir erzählten, daß der wirk¬ langsam fahren, er aber wollte nur liche Besitzer der Gegenstände uns am vorauseilen, weil er im Dorfe noch Ortseingange erwarten und unsere Un¬ etwas zu kaufen habe, werde aber seinen schuld bezeugen werde. Wir fuhren Schubkarren am Ortseingange wieder unter großem Halloh der Bevölkerung in Empfang nehmen. „Nur noch eins, ins Dorf, doch der Schubkarrenbesitzer sagte er, „muß ich bemerken. Ich kenn war nicht zu sehen, und die beiden Sie nicht, und kann Ihnen mein Eigen¬ Fuhrleute nannten uns ein übers an¬ tum nur unter der Bedingung anver¬ deremal Lügner und Betrüger und trauen, daß Sie mir fünf Gulden Ein¬ führten uns sofort zum Ortsvorsteher. satz geben.“— „Ganz in Ordnung!“ Dort brachten sie ihre Klage vor: sagt Simon. „Also beim Ortseingang Ihnen sei ein Schubkarren nebst einem warten, den Schubkarren übernehmen Sacke Kartoffeln gestohlen worden, und und mir die fünf Gulden zurückstellen.“ da seien sie zu Wagen nachgejagt und „Abgemacht!“ sagt jener, steckt das hätten uns mit beiden Gegenständen auf Geld ein, übergibt meinem Freunde das der Landstraße erreicht. Fahrzeug und rennt davon, daß wir Wir beteuerten unsere Unschuld, er¬ ihn bald aus den Augen verloren. zählten den ganzen Sachverhalt getreu¬ Zehn Minuten lang ging's prächtig. lich und beriefen uns auf mehrere Be¬ Dann aber ächzte und keuchte und wohner des Dorfes, die uns kannten. stöhnte mein dicker Freund und von Mehrere Stunden mußten wir warten, seiner Stirne ging ein wahrer Platz¬ bis sie vom Felde kamen und unsere regen nieder, so schwitzte er. „Wie weit Ehrbarkeit und Glaubwürdigkeit be¬ 7 ist's denn noch bis zum Dorf. fragte tätigten. er mich. „Nur noch eine kleine halbe Schüttelnd vor Lachen entließ uns Stunde,“ tröst' ich ihn; in Wirklichkeit endlich der Ortsgewaltige, nachdem die aber waren's dreiviertel. „Ich kann aber Fuhrleute ihr Eigentum hatten. Der jetzt schon nimmer weiter!“ jammert wirkliche Dieb aber hatte sich samt dem mein Daxl. „Nur noch bis zu der „Einsatz“ meines Freundes verduftet. Ziegelhütt' dort,“ sag ich, „dann fahr Am nächsten Tage besucht Doktor ich wieder eine Weil!“ So schiebt er denn Fränklein unseren Dickwanst, schaut sich aus Leibeskräften. Wir waren aber ihn an und sagt vergnügt: „Ganz gut, noch nicht bei der Ziegelhütte, da kommt ganz gut so, Herr Daxlhofer! Tun Sie ein Leiterwagen in vollem Trab daher nur noch drei Wochen so fort und Sie und obendrauf stehen zwei Kerle wie können noch schlank werden wie eine die Bäume und schrei'n: „Ahl da sind Tanne!“ Drauf mein Freund: „Mit ja die Gauner, die uns den Schub¬ Verlaub, Herr Doktor, die Kur setz' ich karren samt den Erdäpfeln gestohlen nimmer fort. Lieber trag ich meinen haben.“ Und springen herunter, wie Schmeerbauch bis an mein Lebensend', wütende Hunde auf uns zu und ehe zwei sonst geh' ich in viel kürzerer Zeit an Minuten vergangen waren, haben sie Leib und Geld zugrund.“ auch schon den Schubkarren, den Sack, meinen armen Daxl und mich so in den Daraus ersehen Sie, mein Herr, daß Wagen hineingeworfen, daß uns für ich meine Freundespflicht nach Möglich¬ eine gute Weil Hören und Sehen ver¬ keit erfüllt habe. —

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