Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1924

6 mitteilte, verfinsterte sich die Stirne des Fremde, und erst, als die Salve der Fremden, seine Lippen bebten vor Zorn. Musketiere verkündete, daß alles vor¬ Kaum hatte der Graf geendet, als der über sei, trat er zurück an den Tisch, an Fremde mit raschen Schritten auf Gau¬ dem Gustav de Reynand stand. Hastig tier zueilte und mit Donnerstimme schrieb er einige Zeilen auf ein Blatt fragte, welche Entschuldigung er für sein Papier, seine finstere Miene hellte sich Benehmen vorbringen könne. jedoch auf, als er sich nun an den Grafen „Ich hatte den Vorteil der Republik wandte. im Auge“, lautete die Erwiderung. „Bürger“, sagte er mit zitternder „Der Vorteil der Republik“, rief der Stimme, „nehmt diesen Paß. Er wird Fremde, „kann durch Handlungen tyran¬ für Euch und Eure Frau Sicherheit ge¬ nischer Grausamkeit nicht gefördert wer¬ währen. Verlaßt Frankreich nicht, den. Der Tod, den Ihr für einen Un¬ mischt Euch nicht in die Politik, nehmt schuldigen bestimmt hattet, wird Euer keinen Teil an den Parteikämpfen, und Los sein. Soldaten! Ich verurteile Franz Ihr werdet nichts zu fürchten haben. Gautier zum Tode. Führt ihn hinweg Und nun noch ein Wort. Erinnert Ihr und laßt die Exekution sofort stattfinden. Euch meiner noch? In einem Augenblick war der Bürger¬ Der Graf schaute ihn verwirrt an. präsident von den Soldaten umringt „Verzeihen Sie mir“, sagte er, mit und gefesselt. Vergebens suchte er sich zu der Hand über die Stirne fahrend, „die rechtfertigen es wurde ihm nicht er¬ schrecklichen Ereignisse der letzten Tage laubt, zu plädieren. Vergebens suchte scheinen mich des Gedächtnisses beraubt er wenigstens eine Stunde Aufschub zu zu haben. Ich kann mich nicht entsinnen, erhalten. daß wir uns früher schon einmal be¬ Als Franz Gautier sah, daß alle Hoff¬ gegnet haben.“ nungen vorüber seien, geberdete er sich „Ich glaube es“, erwiderte der wie ein Wahnsinniger. Er raste, tobte, Fremde, „denn jene, die Wohltaten er¬ schäumte vor Wut. Er riß die dreifarbige weisen, vergessen es leicht. An jenen, die Mütze vom Haupt und trat sie mit sie empfangen, ist die Reihe, sich der¬ Füßen. selben zu erinnern. Graf Gustav de Rey¬ „Wenn dies der Dank ist, den die nand, ich hatte eine Schuld an Sie abzu¬ Freunde der Wahrheit zu ernten haben“, tragen, ich habe es getan; wir sind quitt. rief er, „dann: Nieder mit der Repu¬ Wenn Sie gefragt werden, von wem Sie blik!“ diesen Paß erhalten haben, dann fühlen An demselben Fenster, an welchem Sie vielleicht, daß er von dem Manne vor kaum einer halben Stunde Franz sei, dem Sie einst das Leben gerettet Gautier gestanden, um Zeuge des Todes haben. Sie brauchen nur zu antworten: seines Rivalen zu sein, stand nun der Er ist von Danton. n Daxlhoser seine Entfettungskur. „Aber Herr Grableitner, Ihr Freund, nimmer wieder. Aber ich will Ihnen die der Daxlhofer, ist unstreitig der dickste Geschichte erzählen. — Rosa, noch ein Mann der ganzen Stadt. Da wär's wohl Glas!“ Ihre Pflicht, ihm zu einer Entfettungs¬ Als der schäumende Trank vor ihm kur zu raten. stand, netzte Grableitner sehr gründlich „Werd' mich hüten!“ seine Kehle, wischte sich Bart und Augin¬ „Warum gläser und begann: „Einmal hab' ich's getan und tu's „Der Simon Daxlhofer leidet öfter

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