Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1923

4 landwirtschaftliches Produkt wird so rasch in Geld umgesetzt als die Milch. Sie wird täglich gewonnen, läßt sich sofort zu Geld machen, oder die Produkte finden wenigstens in kurzer Zeit, wenn auch nicht immer gleich sichere Verwertung. Die Milch ist für den Landwirt flüssiges Kapital. Der Mehrertrag findet geeignete Ver¬ wendung zu Verbesserungen im landw. und Molkereibetrieb, zum Zukauf von Dünge¬ und Futtermitteln, zur Hebung der Vieh¬ zucht und vor allem am besten angelegt Srsn 50 G RE Mne Milchentrahmer der Molkerei¬ maschinen=Verkriebsgenossenschaft, Graz, Humboldstraße 9. sind die Ueberschüsse, wenn sie zur besseren Erziehung der Kinder verwendet werden, wenn den Kindern Gelegenheit gegeben wird, sich in landwirtschaftlichen Schulen neue Kenntnisse und Anregung für ihren künftigen Berufzu erwerben. Der Verkauf frischer Milch zum un¬ mittelbaren Verzehr ist die einfachste Ver¬ wertungsart und bringt meist auch den höchsten Ertrag. Man stellt in solchen Milch¬ wirtschaften, welche Milch direkt verkaufen, häufig nur frischmelkende Kühe ein und 59 gibt sie ab, oder mästest sie, wenn sie in der Milchergiebigkeit nachlassen. Man nennt das Abmelkwirtschaften. Die Milch soll möglichst gleichmäßig sein. Deshalb ist häufig die gleichmäßigere Trockenfütterung einge¬ führt. Für die Kindermilchlieferung ist diese vielfach vorgeschrieben. Das Absatzgebiet muß in nächster Nähe sein, damit die Unkosten für Transport und Frischerhaltung gering ind. Durch genossenschaftlichen Zusammen¬ chluß mehrerer Lieferanten werden die Unkosten für Kühlhaltung, Fuhrwerk usw. geringe und es kann, zudem die Milch besser behandelt wird, für solche Milch höherer Preis erzielt werden. Beim Verkauf an Molkereien oder Käsereien erhält man in der Regel von Molkereien die Magermilch von Käsereien die Molke zurück. Die Verwertung der Milch durch Ver¬ arbeitung ist am vorteilhaftesten, wenn die gemeinsame Verarbeitung in größeren Ge¬ nossenschaftsbetrieben erfolgt. Die Ausführungsweise molkereitech¬ nischer Anlagen, insbesondere die hierbei zur Verwendung gelangenden Einrichtungen sind infolge der großen Ausbreitung und mannigfachsten Anwendung, welche der¬ artige Einrichtungen in neuerer Zeit ge¬ funden haben, allseits so bekannt, daß es zwecklos wäre, bei allgemein gehaltener Anleitung umfangreiche Beschreibungen über die Einrichtungen zu geben. Ich be¬ schränke mich daher darauf, in Bildern olche Anlagen größeren und kleineren Umfanges vorzuführen. Welche Art der Verwertung für den einzelnen Besitzer die geeigneteste ist, muß derselbe nach den obwaltenden Verhältnissen entscheiden. Die richtige Betriebsleitung kennzeichnet ja den tüchtigen Bauer und die tüchtige Bäuerin. Wenn sie dafür sorgen, daß viel und gehaltreiche Milch erzeugt wird, daß dieselbe gut verwertet und die Molkereiabfälle gut ausgenützt werden, dann wird die Milchwirtschaft die aufge¬ wendete Arbeit reichlich lohnen. „Segen ist der Mühe Preis.“ unt srn.

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