Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1920

80 er Nantje beim Handgelenk und zog sie starrt hatte, schien durch des Mädchens mit sich fort. harte Worte plötzlich völlig wieder zur „Du hasts versprochen ... komm!“ Besinnung gekommen zu sein. Rasch er¬ Erherrschte sie an. Sie gehorchte ihm, griff er die Fliehende und hielt sie fest. denn seine Art kam ihr jetzt unheimlich Dann schrie er: vor. Als sie an den Strand gekommen „Und ich schwöre dir, daß das Meer waren, rief der Fischer freudig: rot sein wird!“ „Nantje, sieh, sieh doch selber, rot Nantje strauchelte und kam zu Fall. wie Blut ist das Meer!“ Ihre Hände glitten an seinen Knien herab Doch plötzlich ließ er des Mädchens und ihre Nägel ritzten sich in seine un¬ Hand los, starr blickten seine Augen und bekleideten Beine, sodaß Blut herunter¬ alles Blut wich ihm vom Herzen. Denn ickerte. vor ihnen lag die See, blau und ruhig, Als der Bursche das rote Blut sah, wie ein riesiges Tuch. verlor er jegliche Besinnung. Ein roter Das Mädchen hatte Klaas zu lange Nebel legte sich vor seine Augen. Mit warten lassen und inzwischen war die einem Schrei warf er sich auf das Mädchen rubinrote Farbe wieder gewichen und eine und stieß ihm das Messer mitten ins Herz. andere an ihre Stelle getreten. Klaas Darauf umfaßte er den leblosen Körper, chluchzte auf. Doch Nantje hatte ein hartes küßte rasch die bleichen, noch warmen Herz. Sie ärgerte sich, daß sie sich von Lippen und trug seine Last auf die Düne dem Burschen vorhin hatte Angst einjagen hinaus, um sich mit ihr in die schimmernde lassen und sagte nur, nachdem sie ihre Flut hinabzustürzen. frühere Sicherheit wieder erlangt hatte, in Hell und klar stieg die Silberscheibe spöttischem Tone: des Mondes am Horizont auf und matt „Mein guter Klaas, es ist besser, wenn zitterte einer ihrer ersten Lichtstrahlen über du dir ein blaues Halstuch kaufst.“ Dann die Stelle hin, wo der Fischer mit seiner wandte sie sich lachend ab, um ins Dorf toten Geliebten untergetaucht war. Und zurückzulaufen. wieder rauschten die Wogen und leise sangen Doch Klaas, der immer noch wie ie die alte Melodie: „Wenn die Liebe geistesabwesend auf das Meer hinausge¬ stirbt ...“ Stille. E Ein lärmend Drängen, Gemach, es dunkelt, — 0 Tag, verrauscht Da geh ich gern! — Geheimen Klängen Allmählich funkelt Die Seele lauscht... Schon Stern um Stern. Ein sanfter Wille 2 Gebot nun Ruh Empfingst die Stille, 0 O Herz, auch Du...! Franz Josef Zlatnik. C

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