Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

184 Auch die übrigen Herren des Rates hörten dem tapferen Kriegsmann auf¬ merksam zu; der Burggraf nickte oft¬ mals beifällig, während die beiden Prälaten sich jedes zustimmenden oder verneinenden Zeichens enthielten. Der Herzog selber lächelte etwas, als Haderer jetzt geendet, wiegte das Haupt sinnend hin und her und sagte in seiner ruhigen Weise: „Lieber Ritter Haderer, was ihr da soeben sagtet, wollen wir euch aufs Wort glauben und mit uns unsere Räte, die euch als des Tapfersten einen kennen! Aber, ihr sprecht eben nur als Ritter, der den gordischen Knoten gern mit dem Schwert durchhaut — das geht aber in der Politik nicht immer, da heißt es oft eine andere Lösung finden, als die einfachste die ihr vorgeschlagen. Was meint ihr dazu, Herr Abt von Garsten?“ „Daß es mich schier drücken will, als sei es besser, friedlich die Rohrer zur Ruhe zu verhalten, entgegnete Abt Nikolaus bedächtig. „Ich zweifle nicht daran, Herr Ritter,“ — er wandte sich an Zacharius Haderer — „daß ihr den wilden Wilhelm von Rohr zu Paaren treiben werdet, aber die vielköpfige Schlange, die hier ihr Haupt gegen unseren gnädigsten Herrn erhebt, heißt nicht Rohr, sie nennt sich Landadel und wenn ihr die Köpfe, die Rohrer heißen, abschlägt, so bleiben hundert Häupter, die anderen Rittergeschlechtern angehören das Blut, daß da allerdings gerechter Weise fließen würde, wäre nur ein Vor¬ wand zum hellen Aufruhr gegen den Landesfürsten.“ Der Herzog nickte beifällig und sah den Abt von Gleink fragend an, der diese Aufforderung verstand und mit leichter Verbeugung gegen den Herzog agte: „Mein Herr Amtsbruder von Garsten hat wohl vollkommen recht mit dem, was er sagte, allein ich würde doch meinen, ihr, gnädigster Herr Herzog, könntet ein Mittel wählen, das beide Ratschläge, den meines Amtsbruders von Garsten und den des Ritters Haderer, vereint.“ „Ei, laßt doch hören wie das möglich wäre,“ rief der Herzog neugierig und neigte sich leicht vor im Lehnstuhl, „also, Fehde und dann die Unterhandlungen, so meint ihr's doch, Hochwürdiger Herr, nicht?“ Der Abt von Gleink verneigtesich zustimmend und sagte, indem er sich leicht über die hohe Stirne fuhr: „Ja, gnädigster Herr so meinte ich's zuerst die Fehde, Aug' um Aug', Zahn um Zahn, bis die Rohrer gebändigt am Boden liegen, dann ist ja Milde euer chönstes und erhabenstes Vorecht, Herr —.7 Herzog Allseits nickte man den Gleinker Bei¬ fall und der Garstner Abt drückte ihm zur Anerkennung unterm Tisch warm die Hand; selbst dem Herzog schien der Rat zu gefallen, bevor er aber sprechen konnte, wurde an der Tür der Stube ziemlich heftig und mehrmals gepocht. Unwillig wandten alle ihre Blicke nach dem Eingange und der Herzog sagte zu dem Burggrafen gewendet, mit leicht¬ gefalteter Stirne: „Seht nach, Herr Burggraf, wer es wagt, uns trotz meines Befehles hier zu stören!“ Der Burggraf sprang hastig auf und eilte hinaus, kam aber nach wenigen Minuten, während welcher die Zurück¬ gebliebenen schweigend dagesessen hatten, wieder herein, alle Zeichen hoher Er¬ regung an sich: „Was habt ihr denn!“ frug der Her¬ zog überrascht ihn anblickend, „ist Feuer im Schlosse?“ „Mehr als das, gnädigster Herr“ sprudelte der Burggraf heraus. Der Haushofmeister hat einen Junker hie¬ hergebracht, der um Gehör bittet. Ich hab' den Mann gesprochen, gnädigster Herr, nur wenig Worte sind's, die ich erfahren, aber gewichtig zur jetzigen Stund': Wilhelm von Rohr hat soeben die Abgesandten des Erzbischofs von

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