Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

164 Fideikommissekurator Dr. Ladinser in¬ tervenierte. Die Güterdirektion zeigte sich nicht blos willfährig, die oberhalb des Schlo߬ berges zwischen dem Schlosse und dem Mädchenschulgebäude bestehenden Fest¬ ungsmauern nebst dem dort die Berg¬ gasse überwölbenden Tortürmchen weg¬ brechen und einen Teil des Schlo߬ grabens ausfüllen, auch sogar die Er¬ weiterung der kaum 20 breiten Straße am Schloßberge durch Zurücksetzung der Zwingermauern geschehen zu lassen und einen Teil des eingezäunten Schlo߬ gartens am Johannesplatz abzutreten, sondern wollte auch noch bare 1500 fl. an die Stadt zahlen, wenn das für die Schloßherrschaft höchst lästige Servi¬ tut der freien Passage für alle Personen und Fuhrwerke durch das Schloß aufgehoben würde. Doch leider wurden in der Gemein¬ deratssitzunge am 9. Juli, durch den Widerstand des Herrn Werndl veran¬ laßt, dem diese wertvollen Konzessi¬ onen, ohne welche diese ganze große Platzherstellung eine unpraktische Halb¬ heit bleibt, noch viel zu wenig schienen, dieselben nicht angenommen. Am Sonntag den 18. Juni fand in den Kirchen ein Festgottesdienst wegen des 25jährigen Pabstjubi¬ läums Pius IX., sonst aber keine öf¬ fentliche Festlichkeit statt. Nachdem infolge Gemeinderatsbeschlus¬ ses vom 20. April 1871 die hier von dem Turnvereine schon im Jahre 1864 errich¬ tete freiwillige Feuerwehr nun den gesamten städtischen Feuer¬ löschdienst vom 1. April an über¬ nommen hat, wurde ihr auch aus der Stadtkassa am 30. Juni die 1. Quartals¬ rate an dem bewilligten Jahrespau¬ schale von 1000 fl. ausbezahlt. Endlich ist doch auch hier einmal die Baulust für Privatwohnhäuser erwacht und sind bereits im Juli an der Bahnhofstraße 3 und auf dem Enns¬ leitenfelde 2 neue Häuser im Bau be¬ griffen und auch gegen den in der Zu¬ schüttung begriffenen Stadtgraben hin¬ aus werden bereits drei Häuser in der Berggasse vergrößert. Die von der Gemeindevorstehung an¬ gestrebte Umstaltung der Unter¬ realschule in ein Realgym¬ sium ist nun auch vom oberöst. Lan¬ desausschusse dem k. k. Ministerium emp¬ fohlen. Am Dienstag den 18. feierten in der Stadtpfarrkirche mit dem Herrn De¬ chanten Arminger noch 14 andere Prie¬ ster aus Oberösterreich ihr 25jähriges Priesterjubiläum. Am 18.—20. spielten hier 21 ara¬ bische Gymnastiker unter großem Beifalle im Theater. Endlich im August, nach vollen 30 Jahren, wird nun die sehr schöne, aber chon bedeutend schadhafte Fassade und der Turm des Rathauses her¬ abgeputzt und restauriert; aber nicht auf Kosten der Sparkassa. Am 12. wurde von den Waffenfabriks¬ arbeitern zur Verherrlichung des Ein¬ zuges der Familie Werndl in die am neuen Fischteiche erbaute elegante Villa abends eine prachtvolle Beleuchtung des Parkes am Teiche und der neuen 10 Arbeiterhäuser bei wolkenlosem Him¬ mel ausgeführt. Die Frau Elise Duckart, welche schon im Jahre 1868 für den Milden Versorgungsfond und auf milde Stif¬ tungen 24.000 fl. geschenkt hatte, hat zur Erbauung eines hübschen gothischen Leichenhauses im Friedhofe 800 fl. gespendet, da der im heurigen Frühjahre vollzogene Bau 1138 fl. ge¬ kostet hat, wird der Rest aus der Stadt¬ kassa bezahlt. Nachdem unser Gemeinderat in der Sitzung vom 23. September die gegen¬ wärtige klerikal=feudale Zusammensetzung des Linzer Landtages und daher die Wahl des Landesausschusses aus demselben nicht als legal anerkannt und sogar den stattgefundenen Austritt von 19 liberalen Abgeordneten, worunter auch der Steyrer, Herr Franz Wick¬

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2