Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

160 kauft, sein Bruder Franz kaufte das Englsche Kaufmannshaus Nr. 108 am Stadtplatze um 50.000 fl., seine Schwester, die Gattin des pens. k. k. Hauptmannes Fischer, das Kapuziner¬ gebäude samt Garten um 30.000 fl. Auf der Straße zum Bahnhofe wurden in den letzten Apriltagen Platanen¬ bäume, welche aus Frankreich gekom¬ men sind, gesetzt. Am 1. Mai Beginn eines täglich zweiten Eisenbahntraines nach Küpfern, so daß man an einem Tage hin= und zurückfahren kann; auch er¬ mäßigte Preise für Tour= und Retour¬ karten an Sonn= und Feiertagen und für Wochenmarktszüge. Am 8. Mai der erste Separatver¬ gügungszug mit 430 Personen nach Reichraming. Am Sonntag den 29. Mai reisten per Bahn 51 Wallfahrer aus Steyr und Umgebung, der Stadtpfarrkooperator J. Aichinger an der Spitze, nach Nom ab. In diesem Monate wurde auch die Garstnerstraße außerhalb des neu¬ en Almerothschen Hauses Nr. 195 durch Aufführung einer Stützmauer und Lei¬ tenböschung um 7' erweitert, wo¬ zu die Stadt 1500 fl. zahlen soll. Während der Pfingstfeiertage, anfangs Juni, war der akademische Ge¬ sangsverein aus Wien, bei schlech¬ tem Wetter in Steyr. Am Donnerstag den 9. aber kam, bei sehr schönen Wetter, unser 12 jährigen Kronprinz Rudolf mit Gefolge mittelst Separatzuges um 1 Uhr aus Wien hier an, besichtigte die im Bahn¬ hofe aufgestellte Ehrenkompagnie des Bürgerkorps, fuhr dann nebst Suite mehrerer Verwaltungsräten und dem Generaldirektor der Rudolfsbahn durch die mit unzähligen Fahnen geschmückten Straßen in die Serglsche Messer¬ schmiede in Wieserfeld, dann die Putzsche Nägelfabrik in Aichet, in die Werke der Waffenfabrik, endlich durch Vogelsang in das Schloß und in die Stadtpfarrkirche, wo¬ rauf in Crammers Hotel am Stadtplatze das Diner eingenommen wurde. Um ½5 Uhr fuhr dann die gan¬ ze Gesellschaft auf die Rudolfsbahn, wel¬ che durchaus bei allen Objekten mit Rei¬ sig und Fahnen festlich geschmückt war, bis zum gegenwärtigen Endpunkte Küp¬ fern. In Weyer wurde über¬ nachtet und am anderen Tage die Rei¬ emittelst Wagen durch das Gesäuse nach Ischl fortgesetzt. Am 18. Juni feierte die Waffen¬ fabrik ein Fest aus Anlaß der Ab¬ lieferung der letzten Gewehre von den vom Militärärar bestellten 250.000 Hin¬ terladern, worauf dann bei kleineren Bestellungen die Arbeitskräfte und Löh¬ nungen bedeutend vermindert wurden. Anfangs Juli wurde das dem k. k. Studienfonde eigentümliche und seit 1863 von der Stadtkommune zur Lokal¬ ität für die k. k. Real=, k. k. Knaben¬ haupt= und Vereinsturnschule um jähr¬ liche 600 fl. samt Tragung aller Steuern, Lasten und Reparaturen auf 10 Jahre gepachtete Erjesuitengebäude Nr. 74 samt Nebenstöckel Nr. 73 von der Stadtkommune laut Vertrag vom 23. November 1870 um den Preis von 20.000 fl. erkauft und dadurch die¬ selbe von der großen Sorge wegen Un¬ terbringung dieser, nach dem neuen Schulgesetze vom 23. Jänner 1870 noch erweitert werdenden Schulen befreit. Außer daß infolge Beschlußes des neu eingesetzten Bezirksschulrates die hiesigen Volksschulen eine gänzliche Umstaltung erleiden werden, will nur die Stadt¬ gemeinde auch noch die Erweiter¬ ung der selständigen k. k. Unterreal¬ schule durchsetzen. Am 17. Juli erfolgte ganz unerwartet und mutwillig die Kriegserklär¬ ung von Frankreich an Preußen und die Gefahr, daß auch Oesterreich in den Krieg verwickelt werden könnte, schnellte das Silberagio von 18% auf 33% hinauf. Doch erklärte Oesterreich die Neutralität, worauf dasselbe wieder

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