Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1914

Derselbe war sehr günstig für einen noch so jungen, noch nicht neunzehn Jahre alten Menschen. Er sollte als Volontär mit fünfzig Mark monat¬ licher Vergütung angenommen und gute Beiträge außerdem honoriert werden; auch war Aussicht auf gutes Vorwärtskommen und außerdem die Möglichkeit des Besuches von Vor¬ lesungen eröffnet. „Das ist ja sehr günstig!“ sagte der Vater, „nur die Trennung!“ Se Se 8 1 G „Ja, lieber Vater, etwas ist immer dabei, du weißt ja, daß ungemischte Freude keinem Sterblichen zuteil wird. Aber es ist doch schön, daß wir, gewiß auch bald Adele, nun selber für uns sorgen können, denn ich für meine Person glaube, ohne jeden Zu¬ schuß durchkommen zu können. Der Vater begab sich hinaus und kehrte bald darauf mit feierlicher Miene eine Flasche auf den Tisch stellend zurück. „Der muß jetzt vor¬ züglich sein! Es ist Johannisbeerwein, 43 den ich vor zwei Jahren angesetzt und für eine besondere Gelegenheit gespart habe. Er goß drei fein geschliffene Gläser voll und bot den Kindern den feinen Trank an: „Auf schöne Zu¬ kunft! Hell klangen die Gläser zusammen und auf kurze Zeit verließ die Vor¬ ahnung des Abschiedswehs den Vater. den die Kinder übrigens auf alle Art zu erheitern suchten. Bald trug die alte Kathrine eine Mahlzeit auf, der sie all ihre Sorgfalt und Kunstfertig¬ keit zugewendet hatte. Unter heiteren Gesprächen verlief dieselbe, und nun mußte Adele schon gehen, da sie noch zu arbeiten hatte. Erich sollte erst am 1. April eintreten, hatte also noch so lange Zeit, daß er den Ausgang von Adelens Examen abwarten konnte. Diese letzten Tage im Vaterhause gestalteten sich sehr schön, trotzdem Adele in der Anstalt bleiben mußte und nicht wie früher mit ihm Duette ingen konnte. Beide Kinder spielten

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