Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1913

25 und energisch beiseite, und die Bäuerin, anderen. So entging es ihm bald die bei den Worten des Eingetretenen nicht mehr, daß im Hause, in der neue Hoffnung gefaßt hatte, winkte Familie des Moosgrundner, wirklich dem Dorfchirurgen beschwichtigend ab ein schweres Unglück vorgefallen sein und drückte ihm einen blanken Taler mußte. in die Hand, was ihn mehr als alles Das Gesinde flüsterte nur halblaut andere beruhigte und dazu bestimmte, blutgetränktes Linnen lag auf der vorläufig mit mißtrauischen und über¬ Wiese hinter dem Hof und verweinte legenen Blicken die Hantierung des Frauen gingen ab und zu. anderen zu beobachten. Er trat an das Fenster und beob¬ „Dös is a miserabler Verband!“ achtete, was in der Stube vorging. murmelte der Totenhofer, während er Toni lag mit wachsfarbigem Gesicht die wunde Brust des Burschen ent¬ im Bett und wenn man sich nicht um ihn bemüht hätte, hätte man ihn wohl blößte. „So bind't ma an Kopf zu, der bei der Kirchweih seine Prügel bereits für tot halten mögen. So aber kriagt hat, aber koan' schwer verletzten war man mit ebenso geschäftigem als Brustkasten! ungeschicktem Eifer um ihn tätig und Als er die Wunde bloßgelegt hatte, besonders eine hagere, wichtig tuende Mannesgestalt — offenbar der Bader zog er leise und vorsichtig ihre Ränder — auseinander, während ihm das warme schien vergeblich alles Können auf¬ Blut des entweichenden Lebens über zubieten, um den Blutstrom zu stillen, der noch immer aus der Wunde brach die Finger floß. und in einem schmalen Bächlein sogar „Au weh!“ murmelte er. „Dös Un¬ — heilvolle Messer is ab'brochen über das blendend weiße Linnen des der Spitz steckt drinnen — wenn wir den Bettuches hinuntersickerte. net 'rausbringen, is alles verloren!“ „Der verbluat't sich!“ murmelte der Ratlos starrte er vor sich hin, und Lauscher außen. „Und a an dem Un¬ heil soll Totenhofer wieder schuld sein! aller Augen hingen voll Todesangst an seinem Gesichte — sogar der Bader Dös muß i zu verhüten suchen!“ Und mit raschem Entschluß trat er mit seiner zungenfertigen Weisheit war in die Stube. verstummt. „Was wollt's denn ös?“ frug die „Da kenn' i bloß oan, der helfen Bäuerin, die ihn nicht kannte, erstaunt, kann!“ sagte der Totenhofer dann und als sie den fremden Mann sah, und griff nach seinem Hute. „Und den hol' wischte sich die Tränen aus dem i jatzt — er is wohl so net weit! So kummerblassen Gesichte. Gott will, laßt er mi no rechtzeitig wiederkommen!“ „Laßt's mi amal den Burschen untersuchen!“ antwortete der Toten¬ Wie er sich aber umwandte, hellten hofer kurz. „I hab' scho manches Reh seine Züge sich in froher Überraschung und manchen Hirschen, die a schlechter auf. Schuß verwundet hat, wieder z'samm'¬ „Ah' da bist ja!“ rief er gegen die g’heilt — vielleicht und mit Gottes Fenster hin und winkte. Komm nur g’schwind 'rein!“ Hülf' gelingt mir a da a glücklich's Werk! Das mächtige, bärtige Gesicht, das „Na, na, da gibt's nix!“ rief der sich dort an die Scheiben gedrückt und Bader eifrig, der sich in seinem Ansehen den Vorgang beobachtet hatte — ver¬ und Amt und wohl auch in seinem schwand — im nächsten Augenblick etwaigen Verdienste geschmälert fürch¬ aber schon erdröhnten gewaltige Schritte, tete. „Da laß i koan Pfuscher d’rüber und die Hünengestalt, die in ver¬ kommen!“ wichener Nacht vor Agathen erschienen Aber der Totenhofer schob ihn rasch; war, trat in die Türe.

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