Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1912

„Komtesse Gabriele!“ Da wandte die erschrockene Kleine der Baronin ihr rosiges Antlitz zu, aus dem dunkle Nixenaugen leuchteten. Kaum aber hatte das Mädchen die Dame erblickt, als es leichtfüßig wie eine Gazelle die Flucht ergriff. Nun erschien auch der Alte und mel¬ dete: „Exzellenz lassen bitten, sich in den Salon zu bemühen. Dem Voran¬ schreitenden folgend, stand die Baronin eine Minute später, noch erfüllt von — Snf 2 — 8 s0 — ∆ 2 11 (. eeen +0 /2 220 # 25 78 6 Senung # 22 6 er GZ 7 AuC K 4 40 IIE 45 e n □0 —* #0 Gnz. dem Bilde der Tochter, dem Vater gegenüber. Graf Kurt war der ältere Sohn des verstorbenen Grafen Eber¬ hard der Bruder des verschollenen Gra¬ fen Leo. Eine Rüstung aus Erz wäre die passende Umrahmung für die Hünengestalt des Schloßherrn gewesen, sein Antlitz aber trug einen träumerisch düstern Ausdruck. Nachdem er die Baronin begrüßt hatte, warf er einige Briefe auf den sprach: „Die Sonne der Tisch und Gnade tritt noch einmal aus den Wol¬ 25 555 225 22 35 ken hervor und beleuchtet Trümmer, man will helfen, retten. Ich aber bin festgewurzelt in diesem Boden wie die Eiche im Grund und ich weiche nicht. Und meine Tochter, meine arme, wilde Taube, wenn man ihre Schwingen be¬ schnitte und sie sich nicht mehr zurück¬ fände nach Greifenstein! Aber auch dann ist es wohl recht, daß sie die Ruine verläßt, denn das Gemäuer fällt ein und die wilde Taube wird keinen Halt mehr finden, um unter dem morschen 023 1827 # C 2 11250 W 0 7/8 # 1 # S 11.— — B n . hent din ee eece en nene 22 Gebälk ihr Nest zu bauen.“ Sinnend schwieg nun der Graf, er schien einen schweren Kampf zu kämpfen; endlich trat er zur Baronin und begann zu fragen: „Versteht man in der Residenz eine Pflanze aus dem alten Bereich mit all ihren Wurzeln loszulösen und sie in einen anderen Boden zu versetzen, ohne daß sie verwelkt und verdorrt? Wird es Ihnen, Baronin, gelingen, das Kind zum Verlassen der Heimat zu bewe¬ gen?“ „Ich werde mir Mühe geben, war 3*

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