Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1912

20 sich bis zu den Schultern, warf noch bebender Lippe und halblaut seinen einen ergebenen Blick zum Himmel Reitern zu, „dann zündet den Edelhof und kniete dann ohne Zögern nieder an und das ganze Dorf, damit die auf die grüne Decke. Gluten den Blutstrom verzehren, und „Klara!“ bebte es noch über seine weichet nicht eher von hinnen, als bis zitternden Lippen, dann trennte der kein Stein mehr auf dem andern Naumburger Meister miteinem liegt!“ Als er so gesprochen, stürzte er Streiche das blonde Lockenhaupt de zur Tür hinaus und wehrte den schwedischen Jünglings vom Rumpfe Kriegsknechten, die ihn aufhalten woll¬ daß ein Strahl purpurnen Blutes in ten, und drohte den niederzuschießen die Höhe spritzte und auf die grüne der ihm folgen werde. Und kaum war Decke blutige Rosen malte und die er hinausgestürzt in die Nacht, so fiel Quadern desFußbodens färbte, ein Schuß, gleich nach ihm ein zweiter, worauf der Meister die Schärpe, die er und eiligst warfen die Schweden empfangen, in das Blut tauchte und Feuerbrände in den Edelhof und Dorf unter seinem roten Mantel verbarg. Lieschwitz und zogen nicht eher von Kaum hatten die Reiter den Leichnam dannen, als bis kein Stein auf dem in einen bereitstehenden Sarg gelegt, anderen geblieben war, daß jetzt nicht so wurde auch schon ein anderer mal mehr die Stelle zu erkennen ist, Hauptmann und nach diesem ein auf der das Dorf gestanden. dritter hereingeführt. Und als der Der Scharfrichter von Naumburg Meister auch sie bedient hatte, wie aber kam am anderen Morgen um acht Axel Almanried, so wurden ihm wie¬ Uhr wieder in die Stadt, nachdem ihn der die Augen verbunden und er die die Reiter lange mit verbundenen Treppe hinabgeführt. Augen im Kreise umher mit sich ge¬ Noch hatte der letztenthauptete führt und ihn am Buchholz abgesetzt Schwede nicht ausgeblutet, als Ral¬ hatten. Und da er nun die edlen städt, der Kriegsoberst, wiederum in Herren vom Rat noch nicht auf dem den Saal trat. Aber nicht festen Rathause zu Naumburg fand, daß er Schrittes trat er ein, sondern er ihnen erzähle, wie sich's begeben, ging wankte mehr als er ging. Wild flat¬ er zuvörderst zu Johannes Beyer, dem terten seine Locken um die bleichen, Stadtrichter von Naumburg, über¬ verstörten Züge. Seine Stirne war mit reichte seiner Tochter Klara, was er einem Kranze kalter Schweißperlen be¬ empfangen, und sagte, was er ver¬ etzt. Scheu wendete er das Auge ab, richtet. Die Jungfrau schrie auf in als er an die Stelle gelangte, wo die tödlichem Entsetzen bei der furchtbaren grüne Decke mit den blutigen Flecken Kunde, dann griff sie hastig nach der noch ausgebreitet lag, und ein Todes¬ blonden Locke, dem Wehrgehänge und schauer rieselte seinen Rücken hinunter, der blutigen Schärpe, küßte das Blut da er mit dem Fuß an einen Sarg ihres so treu und innig geliebten Axels stieß und er entsetzt in demselben den von der himmelblauen Seide, preßte gemordeten Sohn erkannte. Kaum alles fest, fest an das Herz, und sank hielten die schlotternden Knie den wan¬ mit dem Ausruf: „Ich folge dir! kenden Körper noch aufrecht, und hastig zurück in die Kissen des Ruhebettes, griff er nach den Pistolen, geladen auf dem die Kranke gesessen.— Als mit zwei Kugeln und den Pfropfen Johannes Beyer eintrat und den Arzt aus des Kanzlers Schreiben. „Wenn zu ihr führen wollte, hatte ein Herz¬ ihr einen Schuß gehört,“ rief er mit schlag sie dahingerafft. 7 —

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