Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1911

25 die er in sein Heimatland Hannover Tode der Lady, ein Jahr nach dem unternommen hatte. Ein Nervenschlag Hinscheiden der Königin, starb er, nicht raffte ihn plötzlich in Osnabrück dahin. in England, sondern auf einer Reise, Marie v. Reichenau. Unter dem Nußbaum. Von dem freundlichen Försterhause, Tante Brigitte, sieh, wie □ das inmitten dieser grünen Waldesein¬ schön, wie herrlich!“ Diese samkeit auf der anderen Seite am Fuße * Worte kamen aus dem des Hügels lag, kam die stattliche Er¬ Mund eines jungen, kaum scheinung des Försters in grüner Weid¬ siebzehnjährigen Mädchens, das, den mannstracht den Berg herauf. Sein kleinen Hügel erklommen, überrascht Töchterlein Martha, das heute seinen stehen geblieben und obige Worte ihrer 17. Geburtstag feierte, flog ihm stür¬ nachfolgenden Begleiterin zugerufen, misch entgegen, um ihm zu danken die nicht so schnellfüßig wie jene lang¬ für die große Freude, die er ihr be¬ sam den Hügel heranschritt. Ein gar reitet. reizender Anblick bot sich dem jungen „Wie hast du mich überrascht, mein Mädchen; unter einem großen, schönen Vater, deshalb also wurde ich gestern Nußbaum, der mit seinem dichten auf alle nur mögliche Art zurückgehal¬ Blätterdach einen tiefen Schatten gab. ten, in den Wald zu gehen und mein stand ein kleiner Tisch mit einer Bank Lieblingsplätzchen unter dem Nußbaum das Ganze hatte ein gar festliches An¬ aufzusuchen, weil du dieses Plätzchen sehen, um die Bank zog sich eine Blu¬ so schön für mich herrichten wolltest, mengirlande, aus frischen, grünen und wie hübsch ist es geworden, noch Blättern und Blüten gewunden, was viel lieber, noch viel öfter werde ich einen prächtigen Duft gab. Über den nun dort weilen. Tisch war eine schneeweiße Serviette Der Förster streichelte liebkosend das gebreitet und zierliches Kaffeegeschirr goldige Haar seines Lieblings, wobei prangte auf demselben. Frau Brigitte seine Augen mit Stolz auf seinem war unterdessen auch herangekommen Kinde ruhten, das in dem blüten¬ und weidete sich an der erstaunten weißen Batistkleide, das sie zur Feier Freude des jungen Mädchens, das sich des Tages trug, mit den rehbraunen nicht sattsehen konnte und der guten, Augen und dem frischen Gesichtchen alten Frau, die gewiß um die Über¬ einen gar lieblichen Eindruck machte. raschung wußte, das verriet das feine Sie waren bald bei Frau Brigitte an¬ Lächeln um ihren Mund, stürmisch um gelangt, die sie beschäftigt fanden, der den Hals fiel, und sie herzte und küßte eben vom Försterhaus kommenden daß derselben schier der Atem ausging. Magd den dampfenden Kaffee und den „Laß gut sein, Herzenskind, machst leckeren Geburtstagskuchen abzuneh¬ mich ja ganz tot, du mußt dem Vater men, den sie zerschnitt und, nachdem sie danken, sein Werk ist's er hat's für den Kaffee eingeschenkt, nun freundlich seinen Liebling selbst gezimmert zum Sitzen einlud. Man war im Mo¬ Schau, da kommt er.“

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