Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1908

Das Weisterstück. Erzählung aus dem XVIII. Jahrhundert. (Nachdruck verboten.) Sie schien auch heute gar nicht ein¬ 1. verstanden mit den Worten Meister a, ja, Geld macht nicht glück¬ 8 Wambachs zu sein, aber die Gegenwart lich! Das ist schon wahr, aber ihres Dortchens, die von fünf Kindern wer weiß es nicht aus Erfah¬ allein am Leben geblieben war, hielt sie Brung, daß, wenn es in einem vom Widerspruch ab, der Hausherr neugegründeten Heim fehlt, das junge mußte, so wollte es die gute Sitte von Glück der Liebe, vor der Not und damals, in Gegenwart der Kinder stets recht haben. Während die siebzehnjährige Sorge gar bald zu Tode erstarrt! Zu verdenken war es daher dem Jungfrau, ein hübsches, schlankes Mäd¬ chen, blauäugig und blondzöpfig, wie die Webermeister, Bürger und Hausbesitzer Frau Mutter einst auch gewesen war Hans Georg Wambach, einem der wohl¬ den Tisch abräumte und in die Küche habendsten Männer des kleinen Fleckens hinausging, holte Frau Wilhelmine ihr Steinlude in der Grafschaft Schaum¬ Spinnrad vom Fenstertritt und stellte es burg Lippe, nicht, wenn ungefähr dieselbe neben ihren Stuhl. Dann trat sie leise Ansicht eben seiner Frau beim Abend¬ auf ihren lieben Hangörg zu, der im tisch auseinandergesetzt hatte. Meister Lehnstuhl sitzend nachdenklich eine Wolke Hangörg, wie er allgemein bei jung nach der anderen aus dem braunen und alt hieß, war eine breitschulterige Maserkopf blies, legte zutraulich die Arme Gestalt, ein mittlerer Sechziger, dem aber um seinen Nacken und sagte das Alter noch nichts hatte anhaben „Nicht so, mein Alterchen, du tust Un¬ können; seine Frau Wilhelmine war nur recht, auf den schnöden Mammon so viel wenige Jahre jünger als ihr Gatte, eine Wert zu legen, Geld allein macht die echte, behäbige Bürgersfrau, die es für Menschen wirklich nicht glücklich! So hast eine unauslöschliche Schande angesehen du auch ehedem gedacht, als du als hätte, wenn auch nur eine Elle Garn in Webergesell' nach Steinhude kamst und ihrem Haushalte gefunden worden wäre, um des reichen Müller=Peters Tochter das sie, ihre Tochter und die Magd nicht warbst, die nun deine Frau ist. Nicht wie selbst gesponnen hätten! Sie hatte, wahr, da hast du auch gesogt: „Nichts der alle ehrsamen Bürgerfrauen aus da, Geld macht allein nicht glücklich!“ der guten alten Zeit, nur wenig mit „Freilich, freilich habe ich so gedacht, sie Außenwelt in Berührung gestanden hei¬ nickte der Alte, „aber dein Vater war war kaum aus dem Weichbilde des ein verständiger Mann urd klüger als matlichen Fleckens herausgekommen, und ich; weißt du auch, was mir der Müller¬ ihr ganzer Verkehr außer dem Hause Peter, Gott habe ihn selig! sagte, als ich hatte sich auf Muhmen und Basen be¬ mit meiner Werbung zu ihm kam? „Han¬ schränkt, für deren Leben als strengstes görg', sagte er, „ich habe bisher von seinem Grundgesetz ebenfalls stille Häuslichkeit Meister über ihn nur Gutes gehört, aber galt; damals waren noch die Frauen in das beweist noch nicht, daß er imstande der Tat die besten, von denen man am ist, eine Frau zu ernähren. Wenn er wenigsten sprach. Während aber ihr meint, daß der Müller=Peter ihm zum Gatte in seinem Geschäfte vollkommen Meisterwerden nur einen roten Heller aufging, hatte Frau Wambachin sich noch gibt, so täuscht er sich! Slber ist der ein gutes Stück idealer Gesinnung aus Mann! Erst spare er sich das Geld zum ihrer Jugendzeit gerettet, die sie in den Meisterwerden, und bringt er das in drei Stand setzte, hin und wieder ihrem Ehe¬ Jahren fertig, so soll er mein Minchen gatten recht wirksam zu widersprechen. 4

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