Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1907

drine von Preußen. — Am 4. April verschieden auf Schloß Nachod in Böhmen im Zwischen¬ raume von wenigen Stunden Prinz Wilhelm von Schaumburg=Lippe und seine Schwieger¬ tochter Prinzessin Louise, Gattin des Prinzen Friedrich von Schaumburg=Lippe. Prinz Wilhelm starb um 4 Uhr morgens am Herzschlage, Prin¬ zessin Louise nach längerer schwerer Krankheil um 9 Uhr früh. Prinz Wilhelm war am 12. De¬ zember 1834 zu Bückeburg geboren, österreichischer General der Kavallerie, Besitzer der Herrschaft Nachod und Mitglied des österreichischen Herren¬ hauses; Prinzessin Louise zu Schaumburg=Lippe war die älteste Tochter König Friedrich VIII. von Dänemark und wurde am 17. Februar 1875 Abgeordneler in Kopenhagen geboren. — Am 20. April starb in Berlin Prinz Leopold von Schwarzburg¬ Sondershausen, der am 2. Juli 1832 zu Arn¬ stadt geborene Bruder des regierenden Fürsten Karl Günther von Schwarzburg=Sondershausen Am 26. Oktober 1905 ward am Königs¬ platze zu Berlin das Marmordenkmal des Ge¬ neralfeldmarschalls Grafen Moltke — des großen Schlachtenlenkers und Schweigers — feierlich enthüllt. Am 21. September 1905 starb in Meiningen Rudolf Baumbach, der Dichter des „Zlato¬ rog“, der „Lieder eines fahrenden Gesellen“, der „Spielmannslieder“ der „Bunten Blätter“ der „Sommermärchen“ der „Frau Holde“. Am 28. September 1840 zu Kranichsfels in 87 Thüringen geboren, war er einer der bekanntesten und mit Recht vielgelesensten und verehrtesten Lyriker der Gegenwart. Seit Viktor v. Scheffel war kein anderer deutscher Lyriker so populär geworden wie Baumbach; er war ein Roman¬ freilich, tiker von echtem Schrot und Korn — wie Einer meinte, „im Gewande des Touristen und Alpinisten“. Am 10. März 1906 starb in Groß=Lichterfelde bei Berlin Eugen Richter, der meistgenannte Führer der Freisinnigen in Deutschland, der seit weit mehr als dreißig Jahren eine der markante¬ sten Erscheinungen in der deutschen und preußischen Ein unübertroffener — Volksvertretung war. Kenner des Budgets, als anerkannter Fachmann Eugen Richter 7. zu Hause in allen Fragen der Volkswirtschaft und Verwaltung, dankte er seine führende Stel¬ lung im Parlamente vor allem auch seiner großen Beredsamkeit, seiner, selbst von Bismarck ge¬ scheuten, und oft schwer empfundenen Schlag¬ fertigkeit, seiner Kunst als Sprecher und De¬ batter. Er war am 30. Juli 1838 zu Düssel¬ dorf geboren. Italien. Die Ministerwechsel, welche auch sonst in Italien gerade keine Seltenheit sind, wurden in der hier in Rede stehenden Berichtsperiode so häufig, daß die Bemerkung eines italienischen Politikers: Italien sei bei seinen Ministerien an eine durchschnittliche Lebensdauer von zwei

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