Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1907

84 Am 27. Jänner 1906 beging man im ganzen musikalischen Oesterreich und besonders in Salz¬ burg und in Prag in festlicher Weise den 150. Geburtstag Mozarts. * * 32 Am 4. Juli 1905 starb in seiner Villa in Ober=St. Veit bei Wien Emmerich v. Buko¬ vics, der seit Gründung des Deutschen Volks¬ theaters in Wien als Direktor an dessen Spitze Am 15. Juli stand, im 62. Lebensjahre. — verschied in Speising bei Wien im 75. Lebens¬ jahre der Kunstfeuerwerker Anton Stuwer, dessen pyrotechnische Wunderwerke wohl jedem Am älteren Wiener noch unvergeßlich sind. — 29. September verschied in Wien in einer Döb¬ linger Heilanstalt der im Jahre 1855 zu Graz geborne pensionierte Opernsänger Franz von er Reichenberg in geistiger Umnachtung; jehörte seit dem Jahre 1884 der Wiener Hof¬ oper an, zu deren verwendbarsten Bassisten er Am 3. November verschied in Wien zählte. — der ehemalige Abgeordnete Dr. Viktor Ritter v. Kraus im 61. Lebensjahre; er war seit dem am 2. März 1905 erfolgten Tode Doktor Moritz Weitlofs Obmann des „Deutschen Schulvereins“, ein Mann, dessen ganzes Leben der Sache des Deutschtums in rastloser, uner¬ müdlicher, warmherziger Weise gewidmet war. —Am 12. November 1905 verstarb in Graz im 72. Lebensjahre Josef Koch Edler von Langentreu, der Schöpfer einer ganzen An¬ zahl meist vielgesungener heiterer, respektive satirischer Männerchöre, Quartette, Duette Soloszenen, deren Text meist ebenfalls aus seiner Feder stammte. Die Parodie war die eigentliche Domäne dieses eigenartigen Dichterkomponisten. —Am 18. März 1906 starb in Wien die Sängerin Karoline Tellheim. Sie war Wie¬ nerin von Geburt und führte eigentlich den Namen Bettelheim. Durch neun Jahre, von 1862 bis 1871, gehörte sie als beliebte Soubrette dem Hofoperntheater an. Ihren künstlerischen Namen hat sie sich aber als Operettensängerin gemacht. Karoline Tellheim hat (im Carl¬ Theater) die Rolle des Prinzen Rafael in der „Prinzessin von Trapezunt“ kreiiert und über hundertmal gespielt. In der Komischen Oper gab sie als Gast die Königin im „Spitzentuch der Königin“, im Theater an der Wien die Adele in der „Fledermaus“. Ihre Bühnenlauf¬ bahn begann sie schon im Jahre 1862 mit einem flüchtigen, aber sehr prächtigen Debüt im Carl¬ Theater. Während ihres Wirkens im Hofopern¬ theater wurde sie als Aennchen, Gemmy und Zerline wegen ihrer gefälligen Erscheinung und angenehmen Stimmittel gern gesehen und ge¬ hört. Sie sang die Zerline in der ersten Vor¬ tellung, die im neuen Hause stattfand. Vor fünf Jahren wurde in einer, von Mitgliedern meh¬ rerer Bühnen veranstalteten Vorstellung des „Verschwender“ ihr vierzigjähriges Künstler¬ jubiläum gefeiert. Sie erhielt damals die Ge¬ legenheit, mit dem Vortrage einiger Lieder wieder vor das Publikum zu treten. Aber sie hatte sich eigentlich schon vor zwanzig Jahren von der Bühne zurückgezogen und lebte seither in sehr bescheidenen, keineswegs sorgenfreien Lebens¬ verhältnissen, denn es war ihr während ihrer künstlerischen Tätigkeit nicht geglückt, sich ein Vermögen zu erwerben. Karoline Tellheim hat —Am ein Alter von 64 Jahren erreicht. 13. Mai 1906 starb in Baden bei Wien Dr. Karl Freiherr v. Lemayer, ein her¬ vorragendes Mitglied der Verfassungspartei des Herrenhauses, ein anerkannter Gelehrter auf juristischem Gebiete und ein eminenter Kenner der Verwaltung. Aus seiner Feder stammte der Vortrag des Kultusministers an die Krone für die Aufhebung des Konkordats und er war einer der Autoren der kirchenpolitischen Gesetze. Er war am 13. Mai 1843 zu Boskowitz in Mähren geboren. Deutschland. Am 27. Februar 1906 ward zu Berlin die Feier der silbernen Hochzeit des am 27. Februar 1881 getrauten deutschen Kaiser= und preußischen Königspaares unter festlichem Gepränge begangen. Am selben Tage fand ebendort die Vermählung des am 7. Juli 1883 in Potsdam gebornen zweit¬ ältesten Sohnes Kaiser Wilhelms II., Prinz Eitel Friedrich, mit der am 2. Februar 1879 in Oldenburg gebornen Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg, Tochter des Großherzogs Fried¬ — rich August von Oldenburg, statt. Am 20. Oktober 1905 fand in Madrid die Verlobung des am 10. Mai 1884 gebornen Prinzen Fer¬ dinand Maria von Bayern mit der am 12. No¬ vember 1882 geborenen Infantin Maria Theresia von Spanien statt. Der Akt über die Ehe¬

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