Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1907

stand getroffen, sprang er herzu und ließ sie in einen herbeigeschobenen Sessel gleiten —— „Die Tochter eines ?“ wieder¬ holte er mit heiserer Stimme. Tief neigte Ellen das schöne Haupt. „Ich muß es sagen, das Schreckliche“, flüsterte sie. „Ich kann es dem toten Vater nicht ersparen. Alles habe ich er¬ tragen können — diese furchtbaren Jahre an der Seite eines Gatten, der mit jeder Faser seines Ichs mir fremd blieb. Ihre Verachtung aber, Theo, ertrage ich nicht! 8 Das Haus, das wir machten, überstieg die Mittel meines Vaters. Er entnahm sie dem Vermögen seines Mündels und suchte die Differenz durch waghalsige Spekulationen auszugleichen. Nach dem Tode meiner Mutter wurde es schlimmer statt besser. Und eines Tages, Theo stand ich vor der Wahl, meinen Vater ins Zuchthaus wandern zu lassen oder die Hand desjenigen zu nehmen, der ihm um meinetwillen seine Hilfe gewähren wollte. Ich tat das letztere! Der Mann mit dem starren Antlitz 47 vor ihr verneigte sich: „Ich las ähnliches schon — früher — in Romanen Wie unter einem Peitschenhieb zuckte — die junge Frau zusammen: „Sie Sie 1“ — — glauben mir nicht „Ich wähnte damals, Sie liebten mich, wie ich Sie! Und Sie sahen, was Sie aus mir machten, als Sie mich ver¬ ließen, um jenes anderen willen!“ Die schöne bleiche Frau nickte. „Ja, Theo —ich habe Sie geliebt — nur Sie immer nur Sie!“ „Schweigen Sie!“entfuhr esihm 800 2235 E zornig. „Entweihen Sie das Wort nicht. Wissen Sie, was Liebe ist? Dies hier kann davon erzählen!“ Er riß eine Lade seines Schreibtisches auf und zog einen in einer Holzscheide steckenden malayischen Dolch hervor. „Wissen Sie, wie diesen Kris in meine Hände kam? Unser Kam¬ pong wurde eines Morgens vor Tages¬ grauen von Atchinesen angegriffen. Als die Sonne aufging, zogen sie sich zurück¬ Neben einem der Toten, die sie zurück¬ ließen, sahen wir eines jener Malayen¬ weiber, die an der Seite ihrer Männer

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