Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1907

32 „Nein; er hat mir versprochen, mir Nach diesen Worten spornte er sein die türkischen Positionen zu zeigen. Kehre Pferd an und verschwand... also auf deinen Posten zurück ... Der Kommandant wartete einige Mi¬ Schweigend traben der Russe und der nuten und wandte sich dann den russi¬ Türke etwa eine halbe Stunde neben ein¬ chen Vorposten wieder zu, wo ihm der¬ ander her. Endlich macht der Offizier elbe Kosak, der zu ihm in den Graben Halt und spricht: gesprungen war, entgegentrat. „Hören Sie mich an, Mahmud Bey. „Du hast richtig prophezeit. ... Er Die türkische Armee lagert nicht weit von ist mir entwischt, der Türke ... hier. ... Retten Sie sich, eilen Sie nach Der Kosak betrachtet den Offizier auf¬ Adrianopel zu Ihren Kindern. ... Ver¬ merksam und sagt: □ stehen Sie wohl? ... Ich habe auch Glückliche Reise! An Gefangenen Kinder. . . . Nun, worauf warten Sie? fehlt es uns nicht; man weiß nicht mehr ... Geh, rette dich, Unglücklicher! Es wo man sie unterbringen soll .... ist keine Zeit zu verlieren. ... Ich könnte anderen Sinnes werden", fügte er Als der Kommandant zu dem lächelnd hinzu. Obersten ins Zimmer trat, fand er diesen in größter Aufregung. Der Türke scheint wie versteinert; er begreift nicht. „Nun?“ „Aber ich sage dir doch, daß du deine „Verhaften Sie mich. . .. Ich habe Familie aufsuchen sollst! Verstehst du den Gefangenen entfliehen lassen ... 7 mich jetz19 Der Oberst sprang auf ihn zu und Plötzlich, ehe der Offizier noch erkannt, fiel ihm um den Hals. was Mahmud Bey im Schilde führt, „Da haben wir ja Wolodjas Neu¬ bückt sich dieser, ergreift die Hand des jahrsgeschenk! Hoffentlich läßt er uns Kommandanten und küßt sie.. nun in Ruhe schlafen!“ „Höre mich, Russe. ... Diesen Dienst „Aber müßten wir nicht einen Rapport kann ich dir niemals vergelten.... abstatten? Aber wisse, es gibt nur einen Gott. Die „Wozu?“ Religionen sind verschieden, doch es gibt nur einen Gott! Ich verspreche dir, daß „Und die Papiere für den Gefan¬ genen?“ ich und meine Kinder, so lange wir am Leben sind, Gott für dich anflehen und „Die Papiere? Da liegt die Asche im ihn bitten werden, dich deinen Kindern Ofen! Ich habe sie verbrannt! Der zu erhalten, wie du mich den meinen er¬ Aermste! Wie er sich eilen muß, um halten hat. Leb’ wohl, Russe, leb’ wohl!“ wieder zu seinen Lieben zu kommen! 1 Allerlei. Beim Dorfbader. „Was sagte denn Beruhigend. Frau des Hauses: nun der berühmte Professor zu deinem „Wie oft habe ich Ihnen nun schon ver¬ Leberleiden?“ 's Bier hat er mir boten, Johann, ins Zimmer zu kommen, verboten!“ Schau, und von dem ohne anzuklopfen!“—Diener: „Aber machen s’ so viel Aufhebens! ... Das Madame, damit ich nicht störe, schaue ich hätt' ich dir auch verbieten können! a immer vorher durchs Schlüsselloch!

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