Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1906

Eine traurige Anzeige lief jüngst bei einem Amte ein. Sie war aber so lustig abgefaßt, daß sie trotz ihres tragischen Inhaltes allgemeine Heiterkeit erregte. Der Anzeigende schrieb nämlich: „Löblicher k. k. Bezirkshaupt¬ mann! Hiemit mache ich die vom tiefsten Schmerze gebeugte Anzeige, daß unser 22 Jahre langer Förster an der Kurz¬ sichtigkeit seines Herren plötzlich gestorben ist und nach zwei Stunden bereits tot war, da ihm der Herr Graf ungerechter¬ weise angeschossen hat. Der so schwer ge¬ troffene, dem in seinem ganzen Leben so etwas nicht passiert ist, befindet sich nun in größten Elend, der hinterläßtdie Witwe von fünf unversorgten Kindern wovon der älteste bestimmt ist, ebenfalls Förster zu werden und dem hohen Jagd¬ herrn nicht in gleicher Weise zu dienen. X. X., Gemeindevorsteher.“ Ein Schreckenskind. Die alte Tante soll auf Besuch kom¬ men. Natürlich wird dem kleinen Fritz zuvor eingeschärft, er solle sich nicht über das Fehlen der Zähne bei der Tante lustig machen. Diese kommt im Glanze eines falschen Gebisses. Alles geht gut, man itzt gemütlich bei der Jause, als plötzlich Fritz, der die Tante schon die längste Zeit aufmerksam beobachtet hatte, her¬ ausplatzt: „Aber, Mama, der Tante feh¬ len ja gar keine Zähne!“ Die schöne Hochzeit. Die Gnädige fragt die Hausnäherin nach ihrer Trauung: „Also, junge Frau, wie ist Ihre Hochzeit ausgefallen?“ „No, Gnädige, das war schön . .. keine schönere Hochzeit können Gnaden sich vorstellen: sechs Kranzeljungfern, Blu¬ men überall und die Kirche voller Gäste, gespielt und mein Atlaskleid Orgel ha „Na, und wie war war sehr ein. „Der chöne Bräutigam?“ denn der der Lump, gnädige Frau, den¬ der hat sich überhaupt ken Sie sich nicht blicken lassen!“ 47 Wohlmeinender Rat. Hausherr (zu einem jungen Mann, der ihn um alte Kleider bittet): „Hier haben Sie auch meinen abgelegtenTrau¬ rock! ... Falls Sie aber noch ledig sind, lassen Sie sich nicht etwa durch ihn zu einer Dummheit hinreißen! Mitverständnis. Ein etwas schwerhöriger Herr erkun¬ digt sich auf der Straße bei einem ihm begegnenden Bekannten nach dem Befin¬ den von dessen Frau, deren Triumphe in der Kaffeeschlacht wohl bekannt sind. Er erhält die Auskunft, die Dame sei an Lungen= und Rippenfellentzündung erkrankt. — „Was, an Zungen= und Lippenfellentzündung?“ ruft bedauernd der Harthörige. „Da wünsch' ich baldige Besserung. Anter Freunden. „Ich habe schreckliche Zahnschmerzen. Weißt du kein Mittel?“ „Da brauchst du absolut keine Medizin. Gestern hatte ich furchtbare Zahnschmerzen, da ging ich einfach nach Hause zu meiner Frau. Die küßte mich und tröstete mich und gleich war der ganze Schmerz verpflogen. Warum machst du es nicht auch so?“ „Na, ich kann's ja mal versuchen. Glaubst du, daß deine Frau jetzt zu Hause ist?“ Anverbesserlich. Chef: „Herr Schönlein, Sie haben sich in den letzten Tagen so oft verrech¬ net, daß ich Sie ernstlich mahnen muß! Buchhalter: „Ach, Herr Prinzi¬ — pal, verzeihen Sie mir mich macht die Liebe kopflos! ... Wenn ich hoffen 7 dürfte, daß ich Ihr Fräulein Tochter — Chef: „Sehen Sie, jetzt haben Sie sich schon wieder verrechnet!“ Jolgerichtig. „Die Verlobung zwischen den zwei jungen Leuten ist ja aufgelöst worden!“ „Nun, da bin ich froh — die war uns immer ein Rätsel!“

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