Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1906

18 Grob. Mutter: „Wie konnten Sie es wagen, mein Herr, meine Tochter gestern abends in dem dunklen Garten zu küssen?“ —Herr: „Ja, jetzt, wo ich sie bei Tag gesehen, wundere ich mich selbst darüber. Kritischer Zustand. „Ja, wie geht's denn Ihrem Mann?“ geht's ihm! „O —mein, schlecht lebt, hat er Wenn er bis morgen noch g'sagt, der Herr Doktor, na' is noch Hoffnung vorhanden; wenn er aber bis morgen nimmer lebt, nacha is ka Hoff¬ nung mehr, hat er g’sagt.“ Verwechstung. Pfarrer: „Aber, Frau Meier, wer flucht denn so fürchterlich bei Ihnen das ist nimmer schön?“ — Frau Meier: „Däs is mei Mann! Der flucht awer nit . . . er is nämlich uf der neue Bahn nach Heiligenkreuz=Steinach=Don¬ nersberg=Hagelstein und Wetterbach an¬ gestellt wore, un do übt er sich e' Weil im Ausrufe!“ Aebertriebene Reinlichkeit. (Aus dem Bewerbungsschreiben des Handlungsgehilfen Schmierchen): Haupt¬ sächlich lege ich Wert auf eine dauernde Stellung, die man nicht etwa, wie man ein Hemd wechselt, heute antritt und nach einem halben Jahre wieder aufgeben muß... Der Junggeselle. „Sehen Sie, meine Gnädige: Manche Verlobungen enden ja glücklich, die meisten führen aber doch zur Ehe!“ Anüberlegt. Landwirtschaftslehrerin (in die Verwalterstube kommend): „Herr Inspektor, der Schlächtermeister aus der Stadt ist da, er möchte den Ochsen sehen!“ Verwalter: „Ich komme gleich!“ Schlagfertig. Also Ihr seid die Katharina „ Beseler?“ —„Ja, Herr Verwalter, die bin ich!“ —„Euer gewöhnlicher Name · ist die „rote Kate“ — nicht wahr?“ C „Ja, Herr Verwalter! So heißen mich alle ungehobelten Kerle, die nicht wissen, was sich gehört! Anangenehme Zustimmung. „Mein erster Mann war viel netter als du; ich wünschte, er wäre noch am Leben.“ —„Ich auch! Doppelsiunig. Reisender: „Kann man die Alter¬ tümer dieses Schlosses ansehen?“ Verwalter: „Bedauere, die Frau Gräfin und ihre Tochter sind in die Stadt gefahren! Togisch. Chef (zum Buchhalter): „Aber, Lehmann, Sie schreiben doch in der Fak¬ tura trotz neuer Orthographie noch immer Lehmann: Ware mit „aa“?“ „Herr Schulz, das ist noch alte Waare! Gaunerhumor. Strolch (zum Autler): „Serbus, Kollega!“ Autler (entrüstet): „Was, Kollega? Was unterstehen Sie Strolch: sich, Sie frecher Mensch?!“ — „Nanu, Sie machen doch auch die Stra¬ ßen unsicher! Mißverständuis. Hauptmann Lange schickt während eines Konzertes einen Soldaten zum Kapellmeister mit der Frage, wie das Lied heiße, das soeben gespielt wurde. Der Mann kommt zurück und meldet: „Herr Hauptmann, meld', g’hursamst, Haupt¬ Liedl heißt Kaczmarek!“ mann: „Kaczmarek? Unsinn! C Soldat: „Jawuhl, Herr Hauptmann, hab' ich Kapellmeister fragt, wie heißte Liedl, was spielt ham's, da sagt mi Kapellmeister: „So wie du“, na, und ich heiß Kaczmarek — Herr Hauptmann!“

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