Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1905

22 Nach dem Theater. Er: „Hast du dir vorhin die Dame angesehen, die in der Loge links nebenan saß?“ — Sie: „Die mit dem gefärbten Haar, den falschen Zähnen und dem schlechtsitzenden unmodernen Kleid? Nein, die hab' ich mir nicht genauer angesehen.“ Schreckliche Entdeckung. Köchin (die während der Badezeit allein zu Hause ge¬ blieben ist): „Du lieber Himmel, da schicke ich meinem Gefreiten seit einer Woche jeden Tag eine Wurst, und nun erst finde ich im Briefkasten einen Abschiedsbrief, den er schon vor acht Tagen geschrieben hat.“ Monolog eines Spitzbuben. „Da heißt's immer: „Die Welt will betrogen sein“ und sobald ma's nur a' bisl versucht glei' wird ma' eing’sperrt!“ Annonce. Das Fräulein, welches Sonntag nachmittag von zwei bis acht Uhr im Café „Edelweiß“ Apfeltörtchen aß, wird von dem sie beobachtenden Herrn um ein Lebenszeichen gebeten. Von der Schmiere. Schauspieler: „Herr Direktor, ich bitte um fünfzig Pfennige Vorschuß!“ Direktor: „Wie, ünfzig Pfennige? Mensch, wollen Sie nach Monaco?!“ Widerlegte Eifersucht. Junger Arzt (auf Besuch in der Heimat seiner Braut): „. Aber auf etwas muß ich dich noch aufmerksam machen, Elly, was entschieden ungehörig ist!“ —Elly: „Aber Kurt!“ Junger Arzt: „Schickt es sich etwa fur meine Braut, jede Woche, wie mir meine Freunde erzählen, ein paar mal in die Apotheke zu laufen und mit dem Provisor heimlich zu tuscheln?!“ —Elly: „Ja wer onst in aller Welt soll mir deine Liebes¬ briefe entziffern?!“ Anpreisung. Aeltere Dame: „Macht diese Seife den Teint auch recht frisch und jugendlich?“ — Verkäufer: „Gnädige Frau, nach achttägigem Gebrauch können Sie mit Kinderbillet fahren!“ Verzwickt. Mutter (zu ihrer Tochter): Soeben sage ich dir, du sollst gerade gehen, nicht krumm, Kleine, und nun gehst du gerade krumm. Konsequent. „Sagen Sie mal ehr¬ lich, Fräulein, wie alt sind Sie eigentlich?“ „Zweiundzwanzig Jahre.“ — „Aber das haben Sie mir schon vor drei Jahren gesagt.“ — „Na, was denken Sie denn von mir? Daß ich eine Person bin, die heute so, morgen so sagt?“ In der Schule. Oberlehrer: „Fiedler, Sie Roß, nennen Sie das Lernen? Wenn Sie nicht bis morgen „Die Menschen¬ würde' von Schiller auswendig kennen, werfe ich Sie zur Klasse hinaus, daß Ihnen die Knochen im Leibe knacken!“ Bedenklich. Kundin: „Wollen Sie die Güte haben, mir aus dem Fleisch die Knochen herauszuschälen und sie dann ein ein wenig zerkleinern? Meisterin (zu ihrem Mann): „Du, Wilheli, schlag' doch mal der Frau Rätin die Knochen entzwei!“ Schlecht beschlagen. Na, Elli, was habt ihr heut' in der Schule gehabt? Die Ermordung Armins des Cheruskers. Ach, wer hat denn den ermordet? Gott — Ja, das weiß man eben nicht! nein, die Polizei bekommt doch aber rein gar nichts mehr heraus. Noch schlimmer. Karl: Dein Vater hat dich ja wohl beim Zigarrenrauchen abgefaßt, hat er dich durchgehauen? Ernst: Nein, ich wünschte, er hätt's getan. — Karl: Was hat er denn mit dir ge¬ macht? — Ernst: Ich mußte die Zigarre aufrauchen! Anerhört. Haben Herr Rat schon das Gesuch des Diurnisten Tupferl um Gehalts¬ Was ist damit? aufbesserung gesehen? — — Er behauptet, in drückender Notlage Na und —? macht bei zu sein und— seiner Unterschrift ein so lustiges Schweiferl! Unerhört! Anter Geschäftsfreunden. Lob Wasserfloh, Grünwarenhändler aus Tar¬ nopol, schreibt an seinen Spediteur Nach¬ Ich mann Traubeles in Alexandrowo: von bestätige Ihnen den Empfang 1500 Gulden, die Sie mir haben ge¬ schickt. Drei Banknoten à 100 Gulden waren falsch. Diesmal gelang es mir noch dieselben unterzubringen.

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