Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1904

30 in der großen Wohnstube; dann erzählte Bei Lienhard, wie's zumeist mit Men¬ Lienhard etwas, sang und holte zuletzt schen von verkümmerter Körperbeschaffen¬ auch sein Waldhorn herbei ... Wie ein heit zu gehen pflegt, bildete sich ein lang Fürst saß dann Annas Vater stets unter wieriges, schmerzhaftes Brustleiden; es den Nachbarn, die in den „Heimgarten war sozusagen ein Jahre dauerndes, und zum Zuhören gekommen waren, und Die tropfenartiges Dahinsterben!... murmelte seelenvergnügt: „Nun kann ich Gattin pflegte den siechen Gatten mit doch den Gesangskünstler immer bei mir der nimmer rastenden treuen Sorgfalt selber hören, ohne meine alten Füße müd aufopferndster Liebe. Er selbst bewahrte laufen zu müssen!“ sich bis zu seinem Ende eine klare Heiter¬ keit. Als ihm ein Enkel, ein ebenso schöner Das letzte Wort auf den Lippen des als gesunder und wohlgestalteter Knabe, Sterbenden war heißer Dank für sein geboren ward, dessen gerade, kräftige gutes Weib! ...... Glieder alle seine geheimen Sorgen und * Befürchtungen, die er noch ab und zu gehegt, gründlich beseitigten, erreichte Hie und da wies mir die Müllerin seine Freude den Höhepunkt! in der gefeierten Stube des oberen Stock¬ Nochmal lebte da der wackere Greis werkes Schnitzereien ihres seligen auf! ... Doch es war ein letztes Auf¬ Mannes, sein Malgerät und Werkzeug 9. flackern seiner Lebensflamme! ... Eines auch seine Bücher standen dort in einem Tages hatte er — wie er oft sagte Glaskasten, und ach! dort in der Ecke „sich aufgemacht, um seiner lieben Frau hing auch das einst von ihm so sehr ge¬ drüben in der Ewigkeit sein ganzes Glück liebte Waldhorn. erzählen zu können! Die Müllerin holte es jedesmal Man fand ihn mit freundlichem herunter, wischte mit der Schürze den Lächeln tot im Bett, das bewies, daß er Staub davon ab — oder vielmehr die in Frieden in die ewige Heimat gegangen einsame Träne aus dem Auge! ...... sei! War sie ja doch nur mehr die einzige, Dadurch war der traute Kreis in der in deren Herzen der längst schlummernde Jochmühle kleiner geworden. Bald sollte Klang desselben gefunden hatte einen nie sich nochmals der Unbestand alles Irdi¬ vertönenden: schen an ihm beweisen!.. „Widerhall!“ 420% S Humoristisches. Jnnige Freundschaft. „Du Resi, Ausrede. Dame: „Wie kannst „Du wenn Du vielleicht meinem Sepp be¬ Dich unterstehen, den Hund zu treten. gegnen solltest, so grüß' ihn von mir Hat er Dir etwas getan? und gib ihm aucha schönes Busserl!“ Junge: „Ja, er hat mir die Zunge herausgestreckt!“ „Was, Kathi — ich —??“ „Nu ja doch, tu's schon —ich bin Dir Stimmt. — „Die Frau des Ober¬ auch 'mal wieder gefällig!“ lehrers kommt mir etwas beschränkt vor wie ist er eigentlich zu der gekommen? Die Hauptfrage. Freier: „Sie „In Gesellschaften pflegte er ihren machen mich durch die Annahme mei¬ Gesang auf dem Klavier zu begleiten. ner Werbung zum glücklichsten der Sterb¬ lichen; noch eine wichtige Frage hätte „So, dann hat er also die Gans beim ich: schnarchen Sie?“ Flügel erwischt.“

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