Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1902

vereines in Steyr, als welcher er gelegent¬ lich des 49. Gründungsfestes dieses Vereines am 30. Juni sein Valet feierte. Dasselbe gestaltete sich überaus herzlich und animirt. Hiebei wurden dem scheidenden beliebten Priester Ehrenmitgliedsdiplome vom Ge¬ ellenverein und vom k. k. priv. Bürgercorps in Steyr überreicht, bei welch letzterem er Feldpater gewesen war. Am 18. Juni erlag die Gasthausbesitzers¬ witwe Johanna Eiselmeyr einem Schlag¬ anfalle im Alter von 68 Jahren. Sie genoß allseitige Werthschätzung und war eine tüch¬ tige, umsichtige Geschäftsfrau, sowie eine große Wohlthäterin der Armen In Steyr fand am 19. Juni ein eucha¬ ristischer Congreß des oberösterreichi¬ chen Clerus statt. Die Conferenz wurde in der ehemaligen Margarethencapelle bei der Stadtpfarrkirche abgehalten. An derselben nahm auch Bischof Dr. Doppelbauer von Linz theil. Es waren circa 120 Priester aus Nah und Fern erschienen. Anläßlich dieser Priesterzusammenkunft fanden in bei¬ den Pfarrkirchen auch kirchliche Festlichkeiten statt, zu welchen sich zahlreiche Andächtig einfanden. In Losenstein ist am selben Tage der allverehrte Oberlehrer Franz Lang nach langem Leiden in seinem 50. Lebensjahre und nach 29jähriger Dienstzeit verschieden. Mit ihm ist ein ausgezeichneter Schulmann hingegangen, dem ein ehrendes und dank¬ bares Andenken allzeit sicher ist. Franz Lang war in Ulrichsberg, Bezirk Rohrbach, ge¬ boren. Er wirkte seit 1872 als Lehrer in Losenstein, das ihm zur zweiten Heimat geworden. Nur zwei Jahre, und zwar von 1876—78, war er von diesem Orte fern, zu welcher Zeit er Schulprovisor in Mühlbach und dann Schulleiter in Christkindl war. Nach dem Ableben des seinerzeitigen Ober¬ lehrers Anton Jungwirt im Jahre 1886 war er zum Oberlehrer und Schulleiter in Losenstein ernannt worden, welchen Posten er bis zu seinem Tode bekleidete. Er war überall am Platze, wo es galt, gemein¬ nütziges und humanitäres Streben zu unter¬ tützen und zu fördern, weßhalb ihn das Vertrauen seiner Mitbürger auch in den Er war auch Gemeindeausschuß berief. Mitglied des k. k. Bezirksschulrathes Steyr. Aber auch die Freiwillige Feuerwehr und der Verschönerungsverein von Losenstein verloren an ihm ein eifriges Mitglied, gleichwie unersetzlich sein Hingang für die Suppenanstalt ist. An seinem Leichenbegäng¬ nisse betheiligten sich 32 Lehrpersonen und viele Honoratioren aus Steyr und Losen¬ tein, und der tiefgebeugten Witwe des Ver¬ storbenen, mit welcher derselbe 25 Jahre in glücklichster Ehe gelebt hatte, wendete sich die allgemeine Theilnahme zu. Am gleichen Tage stürzte der ledige, 155 72 Jahre alte Bauer Jacob Pernkop am Einöcklgute in Mayrwinkl Nr. 10 bei Heuabladen vom Windischgarsten beim sogenannten Tennbrückel ab und war eine halbe Stunde später eine Leiche. In der Sitzung des Gemeinderathes der l. f. Stadt Steyr am 21. Juni wurde zum zweiten Male die Erweiterung des be¬ stehenden Gemeindewahlrechtes zum Beschlusse erhoben. Nach dem neuen, um¬ geänderten Gesetzentwurfe wurde zu den bereits bestehenden drei Wahlkörpern noch ein vierter Wahlkörper geschaffen,in welchem, nach Art der fünften Curie für die Reichsrathswahlen, alle jene Personen männlichen Geschlechtes, welche das 24. Le¬ bensjahr vollendet haben und im vollen Besitze der bürgerlichen Rechte sich befinden unberücksichtigt jeder Steuerleistung das active und passive Wahlrecht erhalten. Diesem neuen Wahlkörper wurden vier Mandate zugewiesen, so daß der Ge¬ meinderath der Stadt Steyr in Hinkunft aus 28 Mitgliedern bestehen wird. Das Wahlrecht ist in diesem Wahlkörper per¬ sönlich auszuüben. — Die Gesetzesvorlage wurde in der Sitzung des oberösterreichischen Landtages am 12. October ange¬ nommen. Am 21. Juni starb in Steyr der Private und Hausbesitzer Johann Dittmann, Mittere Gasse Nr. 22, in seinem 65. Lebens¬ jahre. Derselbe war ein gebürtiger Schlesier und seinerzeit in der ehemaligen Wingert'schen Nägelfabrik in obigem Hause beschäftigt. Als fleißiger, strebsamer Arbeiter führte er manche vortheilhafte Neuerung ein und gewann sich die besondere Gunst seines Meisters, so daß er dessen Tochter als Gattin heimführte und darauf das Win¬ gert'sche Geschäft in eigenen Betrieb über¬ nahm. Nach mehrjähriger Ausübung des¬ elben löste er jedoch dasselbe auf und zog ich in's Privatleben zurück. Er war lang¬ jähriges Mitglied des katholisch=politischen Casino's und des Katholischen Preßvereines. Am selben Tage stürzte die 79 Jahre alte, verwitwete Hausbesitzerin Rosalia Rußberger, Lange Gasse Nr. 41, in Steyr hinter ihrem Hause beim Fenster¬ abschwemmen in die Enns. Sie wurde zwar von dem schnellstens herbeigeeilten Victualienhändler Franz Bader lebend aus den Fluthen gezogen, doch konnte sie nicht mehr zum vollen Bewußtsein gebracht werden und gab eine Stunde später ihren Geist auf. In Steinersdorf bei Waldneukirchen kam am gleichen Tage Mittags in der Molterersölde Nr. 12 der Eheleute Peter und Barbara Mitterhuber ein Schaden¬ feuer zum Ausbruche, welches das Anwesen gänzlich einäscherte. Es verbrannten dabei auch die Fahrnisse und drei Schweine. Die

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