Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1901

64 Vom Katheder. Professor: „Meine Herren, was .Begriff“ ist, ist nicht so leicht zu erklären, Sie werden's vielleich am besten begreifen, wenn ich sage: Alles was wir unter dem Begriffe des Be¬ greifens begreifen, das greifen wir unter dem Begriffe eines Begriffes zusammen. Begriffen? Mißrathen. Rector: „Sie hier? Nun was ist denn aus Ihnen geworden, lieber Baumann?“ — „Ich bin Maler, Herr Rector.“ — „Maler, ach, und Ihr seliger Vater war doch so ein braver, anständigen Mann. In der Gewerbeausstellung. A.:„Wa¬ rum stehst Du denn stundenlang vor der großen Dampfmaschine? Komm' doch mit in die anderen Abtheilungen.“ B.: „Nein ich bleibe hier! Das ist das Einzige, was meine Frau nicht gekauft haben will! Bestätigung. „Ist Haarfärben wirklick 9 so gefährlich, wie man sagt: „Und ob! Im vorigen Jahre färbte sich mein Onkel das Haar und schon drei Wochen später war er mit einer Witwe mit vier Kindern verheiratet!“ Enfant terrible. Es ist große Gesell¬ schaft im Salon. Der siebenjährige Sohn der Dame des Hauses stürzt athemlos herein: „Mamachen, der Herr X hat mir ein Mikroskop mitgebracht. Hast Du vielleicht einen Floh bei Dir? Frech. Frau: „Ich hörte eben etwas klirren, Anna!“ — Köchin (höhnisch): „Und da haben Sie natürlich wieder ge¬ dacht, es sei Cavallerie in der Küche; es ist aber, Gott sei Dank, nur eine Suppen¬ schüssel gewesen, die ich zerschlagen habe. Ein Kenner. Versicherungsagent (einem Kunden die Polizze einhändigend): „Ihr Haus ist also mit 30.000 Kronen versichert. — Kunde: „Was bekomm' ich, wenn das Haus morgen schon ab¬ brennt?“ Versicherungsagent (trocken): „Wahrscheinlich drei Jahre schweren Kerkers. Höchstes Tob. Herr: „Mein Fräulein, Sie sind zu reizend; ich glaube, wenn Sie in einen Junggesellenverein kämen, er müßte sich sofort auflösen. Vorsichtige Nachbarschaft. Baronin zum Diener): „Johann, es muß doch chon Zeit zu meiner Singstunde sein und der Gesangsprofessor ist noch nicht da?“ — Diener: „Gewiß ist es schon Zeit, in der Nachbarschaft sind schon die Fenster geschlossen.“ Aus einem Schüleraufsatze. Die Orgel wird vom Herrn Lehrer gespielt. Dabei treten wir ihm den Balg, sonst geht es nicht. Geistesgegenwart. Frau (zum Mann, der um drei Uhr nach Hause kommt): „Nanu, wie spät ist es denn? Mann: „Ich glaube ein Uhr“ (indem schlägt es drei). Frau: „Du irrst Dich, es schlägt Drei.“ — Mann: „Ach, Unsinn! Die Uhr stottert.“ Ein ängstliches Gemüth. „Warum sind Sie denn so erregt, Frau Lehner?“ — „Ich bin in einer Vorlesung gewesen. Da hat ein Astronom behauptet, daß die Sonne nur noch 56 Millionen Jahre leuchten wird. —„Und das erregt Sie 92 „Ja, wissen Sie, wenn das unser Kaufmann hört, schlägt er gleich vieder mit dem Petroleum auf. Keine Gelegenheit. A.: „Es ist merk¬ würdig, wie unpraktisch manche gelehrte Leuteind!“ — B.: „Ja, das ist wahr. Da ist z. B. der Professor Grübler. Der Mann hat sein Leben damit zugebracht, um neun bis zehn Sprachen zu lernen, und schließlich heiratet er eine Frau, die ihn nie zu Worte kommen läßt.“ Anwahrscheinlich. Student: „Ich habe morgen ein Duell, Meister; wenn ich getroffen werde.....“ —Schneider: „Gehen Sie, wer wird Sie treffen..... ich war schon hundertmal bei Ihnen und habe Sie erst zwei= oder dreimal ge¬ troffen. 1 1

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