Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1900

Auser Bürgerrovps. wollen, wurde dieses Ansuchen dahin be¬ schieden, „es sei den Bürgern von Steyr begreiflich zu machen, daß zwar dieses Corps us Anlaß des fünfzigjährigen so lange bestehen könne, als die bereits N Regierungs= Jubiläums unseres angeschafften Uniformen dauern, wenn aber Monarchen wurde vom Steyrer diese einmal abgenützt wären, keine neuen Bürgercorps eine Chronik dieses mehr anzuschaffen seien.“ Nun war eine 8 Corps herausgegeben, in welcher Zeit des Schreckens herangebrochen. Die alle jene historischen Ereignisse verzeichnet Zeit der französischen Kriege. Auch Steyr sind, welche das Corps vom Jahre 1380—1898, hatte durch französische Einquartierung zu in einemZeitraume von über 500 Jahren, leiden. Die Bürgerwehr konnte und mußte betreffen. den Franzosen mehrfache Dienste leisten, Von der ersten That der Steyrer Bürger, namentlich 1809, und endlich trat wieder ein der Beihilfe, die sie Herzog Albrecht gegen Zustand der Ruhe ein. Die angesehensten das feste Schloß Leonstein und dessen Be¬ Bürger der Stadt traten 1807 zusammen sitzer: die Rohrer, leisteten, ist schon vielfach und wollten wie in Linz und Wels ein geschrieben worden. War doch im Jahre 1880 ordentlich organisirtes und immer be¬ in feierlicher Weise der 500jährige Bestand stehendes bürgerliches Infanteriecorps er¬ des Bürgercorps und die Erinnerung an richten. diese That in besonders festlicher Weise Das Kreisamt hatte wieder seine Be¬ vomBürgercorps gefeiert worden denken und Steyr war zum zweitenmale ab¬ Die Zeit der Bauernkriege war nicht gewiesen. spurlos an der „wohlbewehrten“ Bürger¬ Endlich trat 1808 ein Umschwung ein. schaft vorübergegangen, und auch die Türken Das Kreisamt begehrte vom Magistrate einen gaben zu schaffen. Als Kaiser Leopold I. Standes= und Qualifications=Ausweis 1680 die Stadt besuchte, hatte die „Bürger¬ über die bestehende Bürgerwehr in Steyr miliz“ die Ehre, ihn in feierlicher Weise em¬ ungesäumt vorzulegen. pfangen zu dürfen. Längere Zeit verstrich Der Magistrat beeilte sich in einer Ein¬ ohne daß ein bedeutenderes Ereigniß für gabe dem Kreisamte mitzutheilen, „daß ein das Corps eingetreten wäre, bis 1732 Kaiser wirklich organisirtes Bürgercorps Karl VI. mit der Kaiserin nach Steyr kam weder in der Vorzeit, noch derzeit (1808) und die Bürgermiliz an den Festlichkeiten, bestehe“, und es wünschenswerth wäre, ein die anläßlich des Empfanges und der solches Corps zu errichten. Das Bürgercorps Anwesenheit des Monarchen veranstaltet zählte damals 81 Mitglieder. Der Magistrat wurden, regen Antheil nahm wandte sich nun an die damals in Steyr Wieder vergingen Jahre, in welchen bestandene:„k. k. Feuergewehr=Fabrique¬ die Bürgerwehr nicht besondere Thatenzu Direction“ mit dem Ansuchen um Abgabe verzeichnen hatte. Zur Zeit Maria Theresias. von 300 Infanterie=Ausschuß=Gewehren, als Baiern und Frankreich gegen Oesterreich welches bewilligt und die Rohre zu 5 fl zogen, belagerten baierische Soldaten Steyr, per Stück berechnet wurden. Ende 1808 ver¬ befestigten sich daselbst und die Bürgermiliz mehrte sich das Corps auf 311 Mann. Ur¬ mußte alle Munition, die Kanonen und ache dieser großen Steigerung war das Mörser abliefern. Endlich zogen die Feinde Allerhöchste Landwehrpatent vom Juni 1808 wieder ab und die Kaiserlichen in die Stadt welches die geeignete Handhabe zur Reor¬ ein. Bei allgemeinen Aufgeboten stellte auch ganisation des Bürgercorps gab. Steyr seine Mannschaft und zwar in lobens¬ Dieses Jahr war das Geburtsjahr des werther Weise. neu errichteten Bürgercorps. Das neue Corps Die Thronbesteigung Kaiser Franz II. bestand aus vier Compagnien und einer wurde in besonders festlicher Weise mit Bei¬ Musikbande. Später kam die Bürgercorps¬ hilfe des Bürgercorps begangen. Doch scheint, Cavallerie dazu, die sich in ihren prächtigen daß zu jener Zeit kein besonders günstiger Uniformen recht gut ausnahm, aber 1824 Wind für die Bürgercorps in den höheren wieder aufgelöst wurde. Das Interesse am Kreisen wehte, denn als die Bürgerschaft Bürgercorps nahm immer mehr ab, die an das Kreisamt des Traunviertels mit Mitglieder wurden immer weniger, so daß mit einem Gesuche herantrat, die bisher be¬ gegen das Jahr 1830 die Anzahl der Bürger¬ standene Bürgerwehr neu organisierenzu corpsmitglieder auf ein solches Minimum

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