Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1900

104 jetzt böhmisch, wär' ich dem dort weit wohl das Höchste war das er sich auf überlegen, trotz seiner Sense und seinem Erden wünschte. Er schien nicht übel Lust Schwert, und er müßt' mit mir unter¬ zu haben, den Handel einzugehen, aber handeln, nicht ich mit ihm! Ja, ja, die Habsucht überkam ihn und er schüttelte Sprachen lernen, das ist das beste Kampf¬ wieder verneinend das Haupt. mittel, um unter allen Völkern obenauf Da machte die Rosel mit den Fingern der rechten Hand einige Zeichen, sie zählte zu sein, Euer Herr Vater hat recht! Da ist nichts zu machen, schauen wir, daß bis zehn damit, zeigte ihm dazu das Geld wir weiterkommen! und ihre Mienen sagten: „So seh' doch „Mag sein, daß Ihr recht habt“ her, wie viel Geld das ist!“ meinte die Rosel ruhig, „aber was hilft Der Rottenführer schien das auch uns das jetzt! Wir haben eben d’rauf einzusehen, aber jetzt erhob er die Finger vergessen, daß man mit Böhmen böhmisch beider Hände und machte ihr damit spricht, will man von ihnen was erreichen Zeichen, und die Rosel zählte zu ihrem wollen aber unterhandeln, reden Bedauern aus den Zeichen, die der Söldner führt die Leut' zusammen, nicht aber mit seinen Fingern that, die Zahlhundert #77 mocken“, laßt mich nur machen ab und traurig ließ sie das Köpfchen Und sie trat furchtlos an den Söldner sinken — soviel Geld hatte sie nicht und heran und machte ihm mit Worten und konnte es auch nicht erschwingen. noch mehr mit Zeichen begreiflich, Sie versuchte es noch etlichemal, mit daß sie wegen des Gefangenen hergekommen ihrem Geld zu wirken, allein der Söldner seien, der da oben zum Fenster herabsehe. blieb starr bei der Zahl hundert und Der Söldner — es war der Rotten¬ zuckte gleichmäßig die Schultern. — schien führer, der im Thurm gebot „Gehen wir heim“, sagte endlich die endlich zu verstehen, sah bald die Rosel Rosel entmuthigt zu Jörg, der stumm an, den Jörg und dann wieder zum Caspar diese Zeichensprache beobachtet hatte und hinauf und seine Mienen zeigten, daß er nur dem Söldner auf die Finger und überlegte, was er thun sollte. Die Rosel, Augen sah, damit dieser der Rosel das die ihn scharf beobachtete, verstand die Geld nicht etwa entreißen möchte; „für Vorgänge in seinem Innern genau und heut sind wir da am Ende, aber nur bat und bat in Worten und Geberden für heut, es wird sich schon ein anderer der Rottenführer aber schüttelte ver¬ Weg finden, den Caspar zu befreien!“ neinend den Kopf. Und diesem, der mit angehaltenem Das hatte die Rosel auch nicht anders Athem und aufgeregt den Verlauf des erwartet. Jetzt kam sie mit ihrem Trumpf. mißlungenen Befreiungsversuches beob¬ Sie machte die Geberden des Geldgebens, achtet hatte, eine Kußhand zuwerfend, öffnete ihre Geldtasche, die an einer feinen eilte die Rosel zurück zur Stadt und war, Silberkette an ihrer Hüfte hing, und gedeckt vom grauen Jörg, der einen zählte langsam und bedächtig die zehn Ueberfall abzuweisen entschlossen war. Goldstücke auf ihre linke Handfläche, zum großen Leidwesen des Caspar bald dabei Sorge tragend, daß sie in der in dem Laub der Gärten verschwunden. Sonne recht einladend und verlockend III. blitzten und funkelten, und hielt sie ihm vor das Gesicht. Sie hatte sich auch nicht Als der alte Kurt des andern Tages getäuscht, denn der rauhe Kriegsmann zum Mittagessen vom Lager in die Stadt wurde beim Anblick der Goldfüchse plötz¬ herabstieg und bei der Spitalskirche*) zu lich ein anderer, seine grauen, stechenden einem Häuschen einbiegen wollte, kam Augen wurden glänzend und hefteten sich der Pürchinger eben an der Spitze einer begehrlich auf das Geld, das für ihn Schaar Reisiger aus der Stadt heraus¬ *) Gegenüber der heutigen Michaelerkirche, 1305 von Elisabeth, der Witwe Kaiser Albrecht I., gestiftet.

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