Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1900

32 tagsmahl schmeckt doch wirklich ganz sie trotzig und wandte sich rasch ab, denn anders wie sonst immer.“ Zornesthränen standen in ihren Augen Frau Liese erwiderte nichts. „Warum Aber Fräulein Minna ließ ihr keine sprichst Du nichts?“ fragte ihr Gatte. Zeit, sich ihrem Groll hinzugeben. „Und „Bist Du schlechter Laune? Liese, weißt richtig, Liese, ich möchte Dich nochmals Du, was ich mir gedacht habe? Es fragen, hast Du wirklich im Sinn, dem¬ wäre so gut für Dich, wenn Du nicht nächst zu Deinem Namenstagfest die jungen immer während meiner Bureaustunden Wolter's einzuladen? Sie sind wirklich so einsam bliebest; und da Ihr, Du und ein wenig gar zu jung für Dich und Fräulein Minna, so gut miteinander passen auch nicht zu Deinem Stand. harmoniret, so meine ich, Du könntest „Aber die Leute gefallen mir!“ er¬ ie ja ganz zu Dir ins Haus nehmen widerte Frau Liese und sah hilfeheischend sie würde Dir als Gesellschafterin treff¬ zu ihrem Manne hin. „Gelt, Leopold, liche Dienste leisten. Daß sie einwilligen wir laden sie doch ein? wird, ist wohl selbstverständlich; ihre „Nun, ich weiß nicht; ich glaube fast, Vermögensverhältnisse sind derartig, daß es ist besser, wir thun es nicht. Weißt sie nicht leicht ein solches Anerbieten Du, man setzt sich doch damit selbst sehr ausschlagen wird. Du selber wärest nicht herab.“ so angestrengt in der Wirthschaft, sie „Aber Du sagtest doch selbst neulich: könnte Dir ja Vieles abnehmen, und ich Wir thun es trotzdem, weil es so liebe hätte Abends auch eine Gesellschafterin; Leutchen sind!“ sagte Frau Liese mit — Du bist ja meistens in schlechter Laune ich be¬ bebender Stimme. „Und nun etzt, sie ist stets heiter. Ich brauchte greife Dich wirklich nicht, Leopold! Wie dann seltener ins Wirthshaus zu gehen kommst Du nur dazu, Dich auf einmal wenn ich mich daheim amüsiren dagegen auszusprechen? könnte! Was meinst Du hierzu?“ Herrn Maller's Lippen umspielte ein „Daß Du sie Dir gleich anstatt freundliches Lächeln. „Ja, weißt Du meiner ins Haus nehmen kannst!“ stieß eitdem sich Fräulein Minna neulich ein¬ eine Frau erbost hervor. „Ich finde mal abfällig äußerte, habe ich es mit schon wo anders Platz, wenn Du Dich überlegt und ich muß ihr nun recht mit ihr besser zu amüsiren gedenkst! geben. Man muß sich immer die Meinungen Glaubst Du, ich wollte mich von einer Andererüberlegen, da sie zuweilen oder auch so unausstehlich weisen Person, die Jedem oft richtiger sind, als wie die eigenen; ihre Rathschläge aufdrängt, bevormunden und ich muß sagen, Fräulein Minna hat lassen? Nein, eher gehe ich!“ Und Frau wirklich sehr richtige Meinungen, die Liese stand auf und entfernte sich eilends man hochschätzen muß! aus dem Zimmer. Krachend schlug die Damit verließ Herr Maller das Thür hinter ihr zu. Herr Maller aber Zimmer. Frau Liese aber zeigte sich lächelte zufrieden vor sich hin heute der Freundin gegenüber viel unzu¬ Als er etwa eine Woche später wie¬ gänglicher. der seinen Freund im Goldenen Bären“ Als Leopold Maller an diesem Mittag aufsuchte, trat er mit glückstrahlender beim Mahl saß, speiste er mit vielem Miene vor ihn hin. „Freund, Dein Mittel Behagen. Darnach sagte er: „Du, Liese, hat geholfen! Ich danke Dir!“ rief er. ich erkenne dankbar, wie recht die Minna Probatum est! hatte mit der Vormittagsjause; das Mit¬ Ke

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