Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1897

122 mergraber, in Trattcnbach wurde bei der am 29. Februar staltgchabten executiven Feil- bietung von dem Gastwirthe Franz Brauer aus Waldneukirchen um 7425 fl. für seinen Sohn erstanden. Durch einen abprellenden Hebebaum wurde am 2. März beim Holzabladen in Straning bei Gafleuz der Knecht Zwikl derart am Kopfe getroffen, dass der Bedauernswerthe noch im Laufe der folgenden Nacht starb. In Steyr starb am 4. März Nachmittags der k. k. Oberlandesgerichtsrath i. P., Gustav Nippel Ritter von W eher heim. Der Verblichene wurde am 21. Juni 1819 in Linz geboren und betrat nach vollendeten Studien im Jahre 1844 als Auscultant beim Stadt- und Landrechte in Linz die juridische Laufbahn, wurde 1848 zum k. k. n.-ö. Landrechte in Wien versetzt und im Jahre 1850 zum Landesgerichts- asseffor in Wien ernannt. Im Jahre 1854 zum Gerichtsadjuncten bei dem neuorgauisirten Landesgerichte in Wien berufen, kam er im Jahre 1859 als Rathssecretär zum Handelsgerichte in Wien. Am 7. November 1860 ver- mälte er sich mit Fräulein Emanuela Panosch, Edlen von Kreuzinfeld, mit welcher der Verstorbene in glücklichster Ehe lebte, bis ihn der Tod von der Seite seiner geliebten Lebensgefährtin trennte. Im Monate März des Jahres 1860 wurde der Verstorbene zum Kreisgerichtsrathe in Steyr ernannt und stand hier volle 25 Jahre in amtlicher Thätigkeit, bis er 1885 in den wohlverdienten Ruhestand trat. Der Verblichene geno.ß in Steyr die höchste Achtung und Verehrung, welche sich auch beim Leichenbegängnisse durch die zahlreiche Betheiligung aller Kreise der Bevölkerung bekundete. Am selben Tage starb in Steyr nach längerem Leiden der allgemein bekannte und geachtete Hausbesitzer und Lohukutscher Jgnaz Mühlberghuber in seinem 63. Lebensjahre. In Kürnberg brannte, wahrscheinlich durch Brandlegung, am 4. März Früh das Stöllnergut ab. Dabei wurde das ganze Gebäude sowie 11 Stück Vieh ein Raub der Flammen. Die Hausbewohner, welche zur Zeit des Brandausbruches schliefen, wurden glücklicher Weise durch einen zufallenden, eisernen Fensterbalken, dessen Schnur abbrannte, aus dem Schlafe geweckt. Am 5. März eröffnete die Gesellschaft der Alterthumsfreunde in Steyr im Bürgerschul- gebäude eine Ausstellung von Gegenständen kirchlichen und religiösen Charakters, die reich beschickt war und lebhaftem Interesse begegnete. In der Sitzung des Gemeinderathes Steyr am 6. März wurde das städtische Theater dem Capellmeister und Schauspieler Ernst Karl verliehen. In der Generalversammlung des Steyrer Berschönerungsvereincs am 7. März wurde der bisherige Ausschuß per Acclamation wiedergewählt. Au Stelle des Ausschusses Hosrath I R. v. Weismayr, der erklärt hatte, eine Wiederwahl nicht mehr anzunehmen, wurde mittelst Stimmzettel Hans Millner zum Ausschusse gewählt. In Sierning starb am 7. März der Bäckermeister und Hausbesitzer Alois Lander!, einer der vermöglichsten Bürger des Ortes und Begründer des seinen Namen führenden Krankenhauses. An dem Leichenbegängnisse betheiligten sich das Bürgercorps mit seiner Musikcapelle, Deputationen des Veteranen- und Gesellen- Vereines, Bürgermeister Wiesner, Gemeinderäthe und viele andere Leidtragende. Der am Gosenhubergute zu Schürzendorf bei Kremsmünster bediensteten Magd Marie Obern dorfer stieß am 7. März ein Stier sein Horn in den Unterleib, wodurch die Magd so schwer verletzt wurde, dass sie bald darauf starb. Am 8. März starb in Steyr die barmherzige Schwester vom hl. Vincenz v. Paul, Aletha G mein er, in ihrem 30. Lebensjahre. Den Sarg trugen acht Bürger von Aichet zu Grabe, während Hochwürden Canonicus Dürrnberger unter Assistenz von sieben Priestern den Conduct führte. Die feierliche Installation des neuen Pfarrers von Bad Hall, Hochwürden P. Theodorich Brau u, früher Pfarrers in Allhaming, vollzog am 8. März Hochwürden Canonicus Johann Nep. Dürrnberger aus Steyr. Am 8. und 9. März gab es, gleichwie in vielen anderen Gegenden Oesterreichs und Deutschlands, auch im Bezirke Steyr in Folge Schneefalles mit anschließendem Regen Hochwasser, das vielfach Schaden anrichtete durch Jnundirung von Wohnungen und Werkstätten, durch Versandung von Wiesen und Aeckern und Uferbeschädigungen. Doch war der Schaden nicht so groß, wie jener des Hochwassers im Jahre 1892. In Grüttburg ertrank mehr durch eigene Schuld als durch das Hochwasser der Rasierer Karl Süßbau er, welcher auf den Enzbäumen der halbabgetragenen Brücke die Steyr überschreiten wollte und hiebei in den Fluß fiel. In Steyr starb am 12.-März der wegen seiner Biederkeit und Charakterfestigkeit allgemein geachtete Ahlschmiedmeister und Hausbesitzer Leopold M o l t e r e r im 87. Lebensjahre an Lungenkatarrh. An dessen Leichenbegängnisse betheiligten sich nebst acht Priestern eine Abtheilung des Bürgercorps mit der Corpscapelle und viele Leidtragende. Der 64 Jahre alte Besitzer des Wimmer- gutes zu Lauterbach bei Kirchdorf wurde am 14. März in der oberhalb seines Hauses be- findlichen Schnalnbergcrlaken ertrunken auf- gefunden. Die Verschotterung seiner Wiese bei der kurz vorher stattgehabteu Ueberschwemmung soll ihn trübsinnig gemacht und in den Tod getrieben haben. Die Grgänzungdwahlcn in den Gemeinderath Steyr fanden am 16., 18. und 20. März statt. Statutengemäß schieden nach Ablauf ihrer Mandatsdauer aus dem Gemeinderathe Dr. Höfner, Franz Lang, von dem ersten, Edmund A e l s ch k e r, August S ch r a d e r, Josef Tureck, von dem zweiten, Leopold A nz e n g ru b er, Ferdinand R e i tt e r, Gottlieb Sonnleitner, von dem dritten Wahlkörper gewählt. Für die Wahl des dritten Wahlkörpers am 16. März wurden von d^r Fortschrittspartei Leopold A nz e n g ru b er, Ferdinand Reitter und Gottfried Sonnleitner, von der „Partei der Antiliberalen" aber Josef Hack, Franz Noth haft und Mathias Pilat als Candidaten aufgestellt. In Folge der von allen Parteien intensiv betriebenen Agitation war die Betheiligung an der Wahl eine sehr lebhafte, indem sich von 429 Wahlberechtigten 389, d. i. mehr als 90 Percent an der Wahl betheiligt haben. Als gewählt erschienen Leopold A n z e u g r u b e r mit 222, Ferdinand Reitter mit 215 und Gottfried Sonnleitner mit 212 Stimmen. Für die Wahl des zweiten Wahlkörpers hatte die Fortschrittspartei Edmund Aelschker, August Schrader und Josef Tureck, die Gegenpartei Bäckermeister Josef B e r g e r, Müllermeister Josef Mayer und Fachschullehrer Sebastian Weber ausgestellt. Auch in diesem Wahlkörper war die Betheiligung sehr rege. Von 581 Wahlberechtigten gaben 501, d. i. 86 Percent, ihre Stimmen ab. Hievon erhielten August Schrader 316, Josef Tureck 315 und Edmund Aelschker 289 Stimmen, die somit als gewählt erschienen. — Im ersten Wahlkörper hatte die Fortschrittspartei, da der . bisherige Gemeinderath Dr. Friedrich Höfner erklärt hatte, eine Wiederwahl nicht mehr annehmen zu können, Franz Lang und Waffenfabriks - Jnspector Otto Schön au er als Candidaten nominirt. Die Gegenpartei hatte für diesen Wahlkörper keine Candidaten aufgestellt und ihren Anhängern Wahlent- haltung empfohlen. Trotzdem erschienen von den 608 Stimmberechtigten 339 an der Urne, wovon Otto Schön au er 332 und Franz Lang 331 Stimmen erhielten, somit Beide als gewählt erschienen. AlU Bahnhöfe zu Weyer wurde am 18. März beim Aufschichten von Holzstämmen dem 21 Jahre alten Arbeiter Gröbl durch einen rollenden Holzstamm ein Fuß abgeschlagen. Durch Ueberheizung gerietst am 19. März abends der vom Fleischhauer Bachbauer in oer Selche des Hauses Nr. 1 in der Laugen ^osse Nr. 1 zu Steyr aufgehängte Speck in k u Das Feuer wurde rechtzeitig bemerkt bon den Hausleuten sowie Kaufmann Peteler unterdrückt, ehevor es größeren Schaden anrichten konnte. Die Snppenanstalt des Vereines der ^^/^^unde zu Steyr wurde am 21. März nachdem sie im abgelaufenen Winter MO6 Portionen Suppe und ebensoviele Wecken an arme Kinder verabreicht hatte. \ u^er Anregung des k. k. Postmeisters 123 Gerhartinger wurde am 21. März zu Losenstein in der Feuerwehr eine Turner- Riege gegründet, deren constituireude Versammlung am 19. April stattfand. Bei derselben wurde zum Turuwart Gerhartinger, zum Schrift- und Säckelwart Prosche jun., zum Sprechwart L. Kugfarth jun., zum Zeugwart Fr. Kronsteiner, zum Triukwart I.Oberndorfer sen. und zum Herbergsvater L. Brandstetter gewählt. Im Forsthofe zu Sierning fand am 25. März die constituireude Versammlung des Verschönerungs-Vereines unter dem Vorsitze des Bürgermeisters Carl Wiesner statt. Mehr als 50 Mitglieder traten dem neu- gegründeten Vereine sofort bei. In den Ausschuß wurden gewählt: Bürgermeister Karl Wiesner (Obmann), Josef Lettner (Obmann-Stellvertreter), Franz Wessely (Cassier und Schriftführer), Josef Wittmann, Karl A u ß e r m e i e r, I. W i n k l e r, Max K l i n g e r, Franz Wintermeir und Hochwürden M. Brand. In Micheldorf starb am 27. März plötzlich in Folge eines Herzschlages die 63 Jahre alte Frau Th. W ü h r m a i r, Mehl- und Producten- händlersgattin. Der k. k. Notar Julius Fi scher-Colbri in KremSmiinstee brging am 30. März die Feier seines 70. Geburtsfestes. Derselbe ist Ehrenbürger der genannten Gemeinde, deren Bürgermeister er durch viele Jahre war. In Steyr beschloß der Gemeinderath in seiner Sitzung am 31. März die baldige Inangriffnahme des B a u e s d e r I n d u str i e h a l l e am Carl Ludwigsplatze zum Gedächtnisse des 50jährigen Regierungsjnbiläums Sr. Majestät des Kaisers und bewilligte hiesür die vorhandene Summe von 91.000 fl. Mit dem Baue d?r Halle, der dem Baumeister Arb es hub er als dem billigsten Offerenten übertragen wurde, beganu man am 8. Juui. Ende März wurden Die. Ortschaften Namingdorf und Holz nach Haiders- bofen und die Ortschaft Sträußl nach Behamberg eingepfarrt, wodurch einem lang gefühlten Uevelstande abgeholfen wurde. In Steyr erhenkte sich am 2. April der Private Urban Köstler aus Unterlausa in Folge Geistesstörung. In Steyr starb am 3. April in seinem 69. Lebensjahre der Hausbesitzer und Mehl- händler Johann Dutz ler, ein biederer Mann, dem allseits aufrichtige Hochachtung entgegengebracht wurde. Der Decanats-Administrator und Pfarrer in Molln, Hochw. Alois Lintl, wurde Anfangs April zum Dechante und bischöflichen SchuldistrictSaufseher des Decanates Mollu und zugleich zum geistlichen Rath ernannt. Am 6. April starb in Steyr plötzlich in Folge eines Herzkrampfes Frau Marie H e y e k, Gattin des Verwalters der österr. Waffen- fabrik Gustav Heyek.

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