Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1897

120 121 Minna und Fabriksarbeitcr Karl Molicrer hilfeleistend bei und brachten ihn in seine nahegelegene Wohnung im zweiten Stocke des Postgebäudes. Primararzt Dr. Klotz, welcher herbeigeholt worden war, constatirte einen Bruch des linken Schultergclenkes und legte dem Verwundeten einen Verband an. Post- controlor Friedrich Sieghartner, der in Maix nicht nur den wohlwollenden Vorgesetzten verehrte, sondern demhlben auch außerdienstlich sehc nahe stand, sowie dlssen Frau Gemalin waren beständig am Krankenlager anwesend und suchten nach Möglichkeit dem Leidenden seine Lage Zu erleichteru. Weder dies, noch die fachgemäße Fürsorge des Arztes vermochten das entfliehende Leben zu retten; um halb 5 Uhr gab Maix, der bis zum letzten Augenblicke bei klarem Bewußtsein war, in Folge einer plötzlich eingetretenen Herzlähmung seinen Geist auf. - Selten wurde ein Todter so aufrichtig und allgemein betrauert, wie der so plötzlich Dahin- gegangene, der in Folge seiner Stellung allgemein bekannt und wegen seines hochachtbaren leutseligen Charakters von Allen geachtet und geliebt war. Seine Untergebenen-betrauern in ihm einen liebevollen Vorgesetzten, dir jederzeit den bekanntgegebenen berechtigten Wünschen wohlwollende Förderung entgegenbrachte, dabei aber auch stramme Dienstesersüllung forderte, wie er ja selbst ihnen als leuchtendes Beispiel emes pflichteifrigen Beamtens Vorstand. Dem Publicum und dessen Wünschen gegenüber befleißigte er sich jederzeit eines coucilianten Auftretens und eines Entgegenkommens, soweit es nur die Dienstesnicksichten gestatteten. Die allgemeine Verehrung, welche Oberpostver- walter Maix genoß, zeigte sich auch bei der Leichenübersührung, die am 11. Februar Nachmittags vom Postgebäude zum Bahnhöfe statt- fand, in höchst ehrender Weise. Sämmtliche Behörden und Aemter, die Stadtgemrinde-Vor- stehung und die PrivatAnstalten waren durch ihre Spitzen und zahlreiche Beamte, die k. k. Post- und Telegraphen - Direction Linz durch k. k. Postrath Carl Hintriuger, Postcommissär Dr. Kränzl und Ingenieur Seid! und die Postämter Linz und St. Valentin deputativ Hiebei vertreten. Außerdem betheiligten sich viele Dignitäre der Stadt, viele Postmeister der Umgebung, das Officierscorps des Jägerbataillons und jenes des Bürgercorps, wie auch eine Abtheilung des Jägerbataillons unter denk Commando des k. u. k. Oberlieutenant Hemerle dem Verstorbenen das letzte Ehren- geleite gab. Es war ein langer Zug von Leidtragenden, der unter den Trauermärschen der Bürgercorpscapelle vom Postgebäude weg, von dem eine Trauerfahne wehte, ^dem reich mit Kränzen geschmückten und von Soldaten und Postamlsdieneru, die Kränze trugen, flankirten und von einem Postillon in den Turn-Taxis'- schen Farben geleiteten Leichenwagen folgte. Am Bahnhöfe augelaikgt, wurde der Sarg vom Wagen gehoben, im Bahnhofausgang aufgestellt, nochmals eingeseguet und sodann in den bereitgehalteuen Waggon verladen, um nach Kirchdorf überführt zu werden. Die Jäger gaben unterdessen die übliche Ehrendecharge ab, da Gustav Maix wiederholt als Soldat vor dem Feinde gestanden ist. K. k. Oberpostverwalter Gustav Maix wurde am 22. Jänner 1834 geboren und trat nach Absolvirung des Gymnasiums in Melk als Negimentscadett in das 18. Infanterie-Regiment. 1854 machte er als Lieutenant die Occupation in der Walachei und 1859 als Oberlieutenant den Feld- Zug in Italien mit. Seit 1862 befand er sich im Ctvil-Staatsdienst und war als Telegraphen- beamtcr in Neusatz, Krems und Linz thätig. In letzterer Stadt stand er durch viele Jahre bei der Post- und Telegraphendirection in Verwendung. Im März 1891 wurde er zum Leiter des Post- und Telegraphenamtes Steyr und am 25. Juli desselben Jahres zum k. k. Obervostverwalter ernannt. Maix hinterließ zwei Söhne und eine Tochter: Dr. Gustav Maix, Notariats-Sub- stituten in Weher, Adolf Maix, Beamten der Bodencredit-Anstalt in Wien, und Frau Paula Blumauer, Gattin des Sensengewerke-Besitzers Friedrich Blumauer in Kirchdorf. — Mit der Leitung des Post- und Telegraphenamtes wurde k. k. Post-Controlor Friedrich Sieghartner betraut, und Anfangs Mai Postverwalter Friedrich Donaubauer in Ried zum Oberpostverwalter für Steyr ernannt. In Windischgarsteu starb am 9. Februar der Kupferschmiedmeister Heinrich Fuchs in Folge eines Schlagflusses. Der erst 49 Jahre alte Mann war als Spritzenmeister ein eifriges Mitglied der Ortsfeuerwehr und ein reeller, charakterfester Mann. In der Feßl'schen „Hausmann-Taverne" zu Kleinraming begiugeu am 10. Februar die Eheleute Vincenz und Josefa Felbermayr, vulgo Hausmann-Binder, ihre goldene Hochzeit. Ihr ehemaliger Beistand Lautermülluer übte hiebei auch diesesmal wieder das gleiche Ehrenamt aus. Vormittags war in der Pfarrkirche zu St. Ulrich die kirchliche Feier. Im Ahornthale bei Rcichraming ging am 15. Februar ein mit Holz beladener Schlitten über den 17 Jahre alten Knecht Leopold Stockenreitner hinweg, wodurch dieser so schwer verletzt wurde, daß er uoch in derselben Nacht starb. Mitte Februar schied aus Sieruing der hochwürdige Cooperator Leopold Molterer, welcher in der Pfarrgemeinde von allen hochverehrt und geliebt war. Die ihm zu Ehren im Forsthofe verunstaltete Abschiedsfeier war deßhalb sehr zahlreich besucht und nahm einen animirten Verlauf. Hochwürden Franz Deisinger, Coope- rator an der Vorstadtpfarrkirche "zu Steyr, wurde Mitte Februar zum Cooperator in Hartkirchen eruanut. Im Festsagle des Steyrer katholischen Gesellenvereines fand am 18. Februar seine Abschiedsfeier statt, die, zahlreich besucht, alle Theiluehmenden durch ihren schönen, würdigen Verlauf befriedigte. Der k. k. Notar Dr. Alois Kurz in Steyr verzichtete Mitte Februar auf sein Amt, führte aber dasselbe bis zur Ankunft seines Nachfolgers fort. Zu diesem wurde der k. k. Notar in Hainfeld Adolf Ritter v. W e i s m a y r, ein Sohn des Hofrathes und früheren Präsi- deutcn des Steyrer Kreisgerichtes, Michael R. v. Weismayr, ernannt. Derselbe trat in Steyr am 1. August sein Amt an. In Folge eines Schlaganfalles starb am 16. Februar plötzlich in Sand der pensionirte Graf Lamberg'sche Reviersörster Joh. K a t t n e r in seinem 66. Lebensjahre. Derselbe war durch 15 Jahre Förster in Saaß, nachdem er in früheren Jahren als solcher in Annasberg bei Molln gedient hatte. Am Begräbniß des Verstorbenen betheiligten sich nebst einer großen Zahl Leidtragender Excellenz Graf Lamberg, die Beamten der Güter-Direction und das Forstpersonale. In Steyrling fand am 16. Februar die feierliche Installation des neuen hochwürdigen Pfarrers P. Kilian Hauenstein durch den Dechant Johann Ev. Strobl von Windisch- garsten statt. Am 17. Februar wurde in Neuzeug der Zimmermann Franz Schütz durch einen Schleifstein an der Brust schwer verletzt. In der Pfarrkirche zu Kirchdorf fand am 17. Februar die Vermälung des Fräuleins Ainalie Lindinger, Tochter des Försters Franz Lindinger in Schlierboch, mit Franz R i f f e l i juu., Kürschner- und Hausbesitzers-' Sohn in Kirchdorf, statt. Die Allgemeine Arbeiter-Kranke n- und Unter st ützungscasse in Steyr zählte im Anfänge des abgelaufenen Geschäftsjahres 6620 Mitglieder. Beigetreten sind 299 und in Abgang kamen 1021 Mitglieder, so daß der Verein am Ende des Jahres 5898 Mitglieder zählte. Außerdem gehören dem Vereine 2 Ehren- und 22 beitragende Mitglieder au. Seit dem 22jährigen Bestände des Vereines leistete derselbe folgende Auszahlungen: Krankengelder 524.071 fl. 6 kr.; Wöchnerinnen-Unter- stützungen 6622 fl. 10 kr.; Aerzte- und Apotheker-Conti 173.714 fl. 45 kr.; Beerdiguugs- beiträge 2390 fl.; Spitalsverpstegs- und Transportkosten 29.181 fl. 88 kr.; zusammen 735.979 fl. 49 kr. Im abgelaufenen Jahre hat ^o^^rein 62.355 fl. 49 kr. ausgegeben und 04/15 fl. 96 fr< eingenommen. Der Reserve- fondobeträgt 136.095 fl. 65 kr. ber Gemeinderathssitzung zu Steyr am 21. Februar faud der Antrag, den Victualieu- händlern und Großhändlern den Markteinkauf von 9 Uhr an zu bewilligen und hiezu die Genehmigung der k. k Statthalterei einzuholen, einstimmige Annahme. In der Strafanstalt zu Garsten schlug am 21. Februar, Nachmittags, bei der Arbeit in Folge eines Streites der Sträfling Kolarz den Sträfling Klaunig mit einem eisernen Schürhakeu so wuchtig auf den Kopf, daß Klaunig bewußtlos zusammenstürzte. Der ge- waltthätige Sträfliug wurde wegen dieser That vom Kreisgerichte Steyr zu einem Jahre schweren Kerkers verurtheilt. Das Bauerngut von Johann und Anna Leeber zu Hilbern, Gemeinde Gleink, brannte am 22. Februar, nachdem es erst im Jahre 1894 von einem gleichen Unglücke betroffen worden war, nieder. Das Feuer, welches aus unbekannter Ursache in der Scheune entstanden war, vernichtete die Wirthschaftsgebäude, viele Futtervorrätbe und Ackergeräthe. Ueberdies verbrannten 7 Jungschweine, 3 Schafe und das Geflügel. Am Brandplatze waren die Feuer-- wehren von Stein und Wolfern und die Spritzen von Dietach und Losensteinleiten mit Erfolg thätig. Der Oekonom und Eigenjagdbesttzer Ferdinand Lumplegger, Großloiber in Nach der Enns bei Weyer. glitt am 23. Februar auf der stark beeisten Straße aus und brach sich den linken Fuß. In Steyr starb am 27. Februar in ihrem 87. Lebensjahre Frau Maria Anna Anzen- gruber, verwitwete Private in Aichet. Die allgemein geachtete greise Dahingeschiedene war die Mutter des Gemeinderathes und Gasthausbesitzers Leopold Anzengruber. Mit Erlaß vom 27. Februar bestätigte die Statthalterei den rechtlichen Bestand des „Vereines zur Errichtung und Erhaltung einer Kleinkinder- Bewahranstalt und Mädchen-Industrieschule" in Sierning. Die constituirende Versammlung dieses gemeinnützigen Vereines fand am 7. April statt. Am 28. Februar brach im Bauerngute des Karl Wöhri. vulgo Hansbauer, zu Nach der Enns Nr. 2 bei Weyer Nachmittags aus unbekanuter Ursache Feuer aus, welches sowohl das Wohngebäude, als auch den Heustadel und die Stallungen einäscherte. Hiebei verbrannten auch bei dem Umstände, als der Besitzer mit den männlichen Dienstboten gerade im Walde mit Holzarbeit beschäftigt war, sämmtliche Fährnisse und Futter- vorräthe, sowie 7 Kühe und 4 Kalbinneu, 2 Schweine und 20 Schafe. Durch dielen Brand erlitt Karl Wöhri einen Schaden von mehr als 8000 fl., der durch Versicherung nur theil' weise gedeckt war. Am Brandplatze erschienen die Spritzen von Altenmarkt und Weißenbach. Diese konnten jedoch wegen Wassermangels nicht Bedeutendes leisten und mußten ihr Rettungs- werk hauptsächlich anf das circa 40 Meter vom Brandobjecte entfernte und ebenfalls dem Karl Wöhri gehörige Häuschen Nr. 1 beschränken. Die Dienstmagd Dorothea Kersch- baumsteiner zog sich beim Netten von Habseligkeiten ihres Dieustherrn an beiden Vorderarmen und im Gesichte bedeutende Brandwunden zu. Das Ebmer'sche Gasthaus, vormals Kam9

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