Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1897

Das Kreuz in der Ruß Stadt Steyrer Volkssage von Heinrich Kematmüller. Am 21. Juli 1893 verliess Dr. Fridtjof Nansen (geb. am 10. October 1801 in der Nähe von Christiania), welcher schon 1882 eine Eismeerfahrt unternommen und im Sommer 1888 die grosse Insel Grönland auf Schnee- ) schuhen von Ost nach West durchquert hatte, mit dem kleinen Dampfer «Fram» den Hafen von VardÖ, welches ein Städtchen mit Fort auf der gleichnamigen Insel vor der Nordostspitze Norwegens, nördlich vor dem Eingänge zum Varanger-Fjord unter 70° 22»/-" n. Br. ist. In demselben Hafen lief er nach glücklich beendeter Polarreise am 13. August 1896 ein, nachdem er 3 Jahre und 13 Tage von Europa’s Boden fern gewesen. Drei Jahre hatte er von vornherein als die kürzeste Dauer seiner Reise sich gedacht. Nansen's ursprünglicher Plan war, mit dem Schisse «Fram» von der Nordküste Sibiriens nach dem bisher so oft angestrebten und nie erreichten Nordpole vorzudringen und dadurch die Geheimnisse, welche ihn umgeben, zu entschleiern. Gewichtige Gründe liessen ihn vermuthen, dass vorn östlichen Theile der nord- sibirischen Küste eine Meeresströmung ausgehe, welche ihn zum Pole und von dort an die Ostküste Grönlands treiben würde. Deshalb vermuthete man auch, Nansen dort wieder auftauchen zu sehen, und konnte die im Februar 1896 von Ustjansk nahe der Mündung der Jana in Sibirien eingelaufene Nachricht, dass Nansen von seiner Polarexpedition zurückkehre, nicht glauben. Der Verlauf der Reise, bisher der kühnsten aller Nordpol-Expeditionen, sollte ein ganz anderer werden, als man gemeint hatte. Von Vardö aus steuerte der «Fram» nach Ost und passirte am 4. August 1893 die Jugor’sche Strasse, welche den nordöstlichsten Theil Europas von der Insel Waigatsch trennt. Oestlich von dieser Strasse wurde das Schiff zuletzt am 6. August 1893 von Samojeden gesehen, seither lief keine Kunde mehr 1 von dem Unternehmen Nansen’s in der Heimat ein. Der «Fram» durchschnitt nun das Karische Meer und I sllhr die Nordküste Sibiriens entlang bis zum Cap Tscheljuskin, der Nordspitze Asiens (77° 36' n. Br.), auf welcher Fahrt viele neue Inseln entdeckt wurden, und erreichte, dank den günstigen Eis Verhältnissen im Polarmeere während des Sommers 1893, kaum einen Monat nach der Durchfahrt durch die Jugoer’sch Strasse die Inselgruppe Neu-Sibirien nördlich vorn Delta der Indi- girka. Da kam aber der Winter und schloss das Schiff mit seinen Eismassen ein. Im folgenden Jahre 1894 muss der «Fram» sehr langsam nach Nordwest getrieben worden sein, denn zu Weihnachten rz 1895 war das Schiff nur etwa 740 km vorwärts gekommen. Da der irts trieb, erschloss sich Nansen, das Schiff zu verlassen und nur mit Eis hinweg gegen den Pol zu verfolgen. Damals, am 14. März 1895, Gr., also nördlich von Cap Tscheljuskin. Nansen nahm 3 Schlitten ?boote) mit sich und drang mit beispielloser Kühnheit nordwärts vor. rstellen, sogenannte Waken, wodurch seine Ansicht über den Polar- ir nirgends zu sehen. Das Eis war schwer passirbar, trotzdem kamen in drei Wochen etwa 300 kni zurück. So kamen sie bis 86° 14' n. Br. ineeschuhen noch weitere 19 kni vordrang. Die ungenügende Anzahl befanden, nach Süden trieben, veranlasste die beiden Reisenden zur Eis, dessen zahlreiche Spalten das Vorwärtskommen sehr erschwerten, :r. eine Stelle, die sich gut zum Winterquartier eignete. Hier auf dem >os, wo sie den Winter 1895/96, zumeist schlafend, verbrachten. Ihre m konnte er weder Länge noch Breite seines Standortes bestimmen lass er sich in unmittelbarer Nähe des von Payer und Weyprecht 1896 den Versuch machen, durch das Packeis westlich nach ’ gefährlich, sondern auch wahrscheinlich unausführbar idige Ueberraschung denken, als sie unweit ihrer Jackson, zusammentrafen, der als Führer einer irschung desselben weilt. Von ihm erfuhren Insel überwintert hatten. Jackson nahm Hquartier Elmwood auf dem Franz vard» ab, welches der Expedition ten Nansen und Johansen am 13. August in Vardö ein. t, kam auch das Schiff Nansen’s, • dem 70. Breitegrad am Eingang nandant desselben war der treff- bei seiner Durchquerung Grön- värts getrieben, erreichte unter ?hrte, ohne auch nur einen der £. Pros. Dr. Friedr. Umiaust. ran bische Ap«MV von 6- Frevtas & Berndt. Wien VIL1. (Nachdruck verboten.) ^lm^^ohl selten gab es in Mittel- europa so in jeder Beziehung AsS? traurige Zeiten, als es die W Jahre 1336 bis 1350 waren. Die Jahrbücher des Klosters Garsten berichten, daß 1336 ungeheure Heuschrecken- schwärme Steyr und dessen Umgebung verheerten, und erst 1339 gelang es dem Zusammenwirken der Witterung und der eifrigsten Verfolgung dieser gefräßigen Jnsecten durch Menschen und Vögel, los zu werden. das Ungeziefer Mancherlei Zeit von 1339 letzterem Jahre lvar. das; Wein 1348 und 1349 Krankheiten füllten die bis 1347 aus, in welch' ein so kalter Frühling und Getreide verdarben, gab es hier erschreckliche Erdbeben, die Schlösser und Ortschaften in Trümmerhaufen verwandelten, und zu allen; Unglücke gesellte sich im Sommer 1349 noch die Gottesgeißel Pest, die in ganz Europa Millionen Opfer an Menschen kostete, und bald standen ganze Ortschaften leer. Dies hatte einen Mangel an Arbeitskräften zur Folge, und so stieg der Preis des Getreides so hoch, daß die gehetzten und geängstigten Menschen sich bald auch von einer Hungersnoth bedroht sahen. Die Stimmung der glücklich mit Gottes Hilfe durch alle Gefahren gelangten Bewohner unserer heimatlichen Gaue war daher eine sehr gedrückte und mit geheimem Zagen schleppten sie an einem Leben fort, das mehr den Qualen der Hölle glich, als einem menschlichen Dasein. Gegen all diese Naturereignisse gab es kein Mittel, und die Gelehrten wußten ebensowenig eine Heilmethode gegen die Pest, als die Bauern sich gegen die Heuschrecken zu erwehren wußten. Wie es aber in der menschlichen Natur begründet ist, so wollte Jeder helfen, und guten Rath gab es in Menge, leider ohne gute That im Gefolge zu haben. Zu jener Zeit befanden sich da, wo heilte der Ort Christkind!, resp. Unter- himmel sich befindet, eine Anzahl Nohr- hämmer und Schmieden, deren lustiges Klopfen und Hämmern wohl schon seit weit mehr als einem Jahrtausend die mit uraltem Laubholz bestandenen Abhänge der Hügel durchtönte. Die große Felsengruppe, welche den westlichen Abhang des Bergrückens in Christkind! bildet, bestand noch aus besser geschlosseuen, ungeheuren Steinmassen, von denen sich weniger Gerölle als heute in der Tiefe befand, das Sturm, Regen- güsse und Erdbeben meist in jenen Jahren erst in der Tiefe ansammelte, nachdem der entfesselten Elemente Gewalt die wie für die Ewigkeit geschaffenen Felsen in Millionen Trümmer geschlagen hatte. Dort, wo heute die Wallfahrtskirche von Christkindl ebenso romantisch als lieblich und das Herz himmelanerhebend am Ende des Bergrückens auf der Spitze eiues Felsens thront, stand 1339, fast im Walde begraben, ein Försterhaus und auf dem freistehenden Felsen, der sich über und zwischen den Felstrümmern, von der Kirche durch eine Schlucht getrennt, steil und fast senkrecht erhebt*), befand sich im Schatten von Fichten und Tannen eine hölzerne kleine Hütte, in welcher der Förster einen Uhu zu Jagdzwecken hielt. Die Schlucht zwischen dem Ende des Bergrückens und diesem Felsen war dicht mit Bäumen und Schlingpflanzen bewachsen, die es bisher unmöglich gemacht hatten, in dieselbe einzudringen. *) Das Gasthaus steht jetzt auf diesem Felsen. 7

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