Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1896

er auch nicht, das wäre ein Verbrechen im Dienst. Und was nützt alles Wachen und Ertragen schwerer körperlicher Strapazen! Nichts! Geschwärzt wird doch, gefangen Niemand! Fuchs muß sich selber sagen daß er, seit er in Galtür stationirt ist, noch keinen Schmuggler abgefangen hat, trotz aller Diensttreue und Aufopferung. Aber vielleicht gelingt es doch noch, vielleicht heute oder morgen. Der Befehl, die Joch¬ höhe nicht zu verlassen, deutet darauf hin, daß wieder etwas im Zuge ist. Fuchs wird besonders aufpassen müssen, denn wahrscheinlich kommt der Respicient nach Vielleicht ist der Seppele wieder einmal unterwegs. O, wenn nur der einmal ab¬ gefangen werden könnte! Das wäre ein Stolz, eine Freude und Selbstbefriedigung ... Aber was würde wohl Zischkerl sagen wenn Fuchs ihren Vater geschlossen herab¬ brächte? Dem Zischkerl zu Liebe müßte er den Vater laufen lassen, und von Dienst wegen ist er verpflichtet, den Schmuggler zu stellen, selbst mit der Waffe in der Faust! War es nicht, als hätte da Jemand gerufen? Doch kaum möglich. Wer sollte hier heroben, hart an der Gletscherzunge, in der grausigsten Hochlandwüste sein? Collegen sicher nicht, denn die hüten sich überhaupt das geringste Geräusch zu machen vielmehr erst durch Rufe ihre Anwesenheit zu verrathen. Schmuggler rühren sich noch weniger, und Hirten gibt es im Schutt¬ meer nicht. Wieder klingt es schwach durch den Donner des tosenden Eisbaches: „Blaaa — sii! Wahrhaftig, sein Taufname wird ge¬ rufen! Das kann nur Zischkerl sein! Wie kommt aber das Mädel herauf zum Mo¬ ränenfeld, was will es Fuchs verläßt den schützenden Felsblock und sieht vorsichtig hinab zum Eisbach, an dessen Ufer in der That Zischkerl steht kaum kenntlich, denn sie hat ein grobes Tuch um Schultern und den Kopf ge¬ schlungen, zum Schutze gegen den Regen Fuchs wirft sorgsame Blicke hinauf zum Eisfeld, ob nicht vielleicht verdächtige 25 Gestalten sich zeigen. Nichts zu sehen Also hinab zum Herzensmädel „Zirschkerl, herziges Kind, was ist los da heroben? „Blasi, verzeihen S', Herr Fuchs, wenn i#'nVornam' gebrauch.“ „Nur zu, Zischkerl! I bin der Blasi, und wenn's Gott's Willen ist, Dein Blasi, gelt, Zischkerl?“ Treuherzig bietet der Wachmann dem erröthenden Mädchen die Hand Zischkerl schlägt ein. „Was gibt's also, Zischkerl? „Blasi, i hab'... „Sag's nur 'raus, Zischkerl: Du hast migern, gel? Und i Dich auch, Zischkerl, i lieb Dich, nur Dich auf Gottes weiter Welt! „O mein Blasi, an sell' ischt nicht zu denken, a Finanzer und i, der Vater „Ja freilich, da spukt's “sagt der Finan¬ zer, „der Vater ein Hauptschwärzer „Blasi, i bitt' Di, die Zeit drängt, wir derfen nöt plauschen von Liab und Glück, die G'fahr ischt da. I bitt Di um Himmels willen, geh nur grad' heut nitta auf's Jamthal=Joch!“ „Bin grad auf'm Weg hinauf!“ Um Gottes Barmherzigkeit willen. Geh nit aufi, Blasi! „Warum denn nöth, ich hab' ja den Befehl dazu!“ „O heilige Muatter Anna, Du derfst es derf nit sein, es gibt a. Unglück.“ nit, „Da wär' ich decht neugierig. Ich war decht schon so oft oben und hab’ im Diens paßt, warum soll ich grad heut' nicht 'nauf?“ „O Gott, ich derf's nit sagen, geh nitta, Blasi, wennst mi gern hast, wenns a Fünkerl Liab hast im Leib für mi aftn geh nur grad heut' nit auf's Joch. „Ob i Di gern hab', Zischkerl! Mein armselig's Leben gib i her zu jeder Stund' ür Dich, nur verlang' nichts gegen den Dienst.“ „I hab mir's denkt, daß D' a so daherreden werst, und decht derf's nitta sein; i kann und will Di nitta todt seh'n, und 'm Vaterl sein Leben derf aa nitta z' Grund gehen. ..“ 7

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