Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1896

Gribellesspitz vom Campatsch her, oder am Fimberpaß, da werd woltern mehr schwarz gemacht, als bei ins herinnen. Mit Ver¬ laub, Herr Reschpicinent, Sie packen die Sach' allweil eppas nitta ganz reacht an. Wissen S', am Lorein, da wär' ehnder was z' machen, aber g'rad' da schicken S oft gar Neamd nauf oder höchstens einen Mann, wenn 's z'spat ischt. „Was meint Er?“ „Mi geaht 's nuit an, mit Verlaub, Herr Reschpicinent, aber wenn Sie am Jam Posten lassen, werd' alli über Lorein die Waar' 'reintragen. Mi hat's schon oft g’wundert, daß die Finanzer sell noch nit wissa! „Ach was, Larifari! Ich bin lange genug am Platz, um selber die Verhält¬ nisse zu beurtheilen. Die fünfundzwanzig¬ tausend Schwyzer Virginier sind doch auch am Zontag vergangenes Jahr durchs Jamthal 'reingekommen und hoppf ge¬ nommen worden, Gott sei Dank!“ „Sall wohl, aber über'n Lorein sind am gleichen Tag öppas mehr rüber! „Waaas? „I waß nuit G’wisses, Herr Reschpi¬ einent, es ischt nur davon g’red't worda. Ach was, das ist dummes Gered Wenn ein Paß besetzt ist, schwätzt das Volk allweil, es wäre am andern die Haupt¬ waar' r’über.“ „Sell ischt schon auch wahr. Aber am Zontag wird decht wohl nitta z' glauben sein, daß über den Zongrund selber ge¬ pascht wird, der Alpmeister werd so was decht kaum genehmigen.“ Im selben Augenblick tritt ein Finanzer in die Gaststube, meldet unter militärischer Ehrenbezeugung dem Vorgesetzten, daß der recht matsch Fuchs lebendig, wenn auch auf der Station angelangt ei. es schier vom Den Respicienten reißt Sessel auf, er hat ja den Fuchs wahrlich vergessen! „Adjes, Wirth, zahl'n thu ich morgen!“ „Hat koan Eil' Herr!“ Der Wirth nimmt Glas und Fläschlein vom Tisch, kreidet ein dickes „R 2 V“auf die Schiefertafel und brummt über Be¬ 21 amten=Stolz und =Noth, wobei so einige halblaute Bemerkungen dazwischen fallen über die Pfiffigkeit der die Weisheit mit Löffeln essenden Finanzer. * * * Den Fuchs Blasi allein von der Alm hinab nach dem Dorfe gehen zu lassen, konnte Zischkerl doch nicht übers Herz bringen; sie hat so viel Mitleid mit ihm, der zwar die Finanzeruniform trägt, aber deswegen doch ein braver Bursch zu sein cheint. Leicht könnt' ihm was zustoßen, sagt sie sich, daher begleitet sie ihn thal¬ värts, plaudernd vor Freude, daß das Rettungswerk so gut gelungen und der junge Finanzer wieder auf die Beinege¬ bracht ist seit der Wepsengeschichte. Ja das Zischkerl macht aus dieser Freude gar kein Hehl, und diese laut ausgesprochene Antheilnahme macht den Blasi noch wort¬ karger. Das Mädel hat ihn gern, wenn es auch nicht gerade verliebt in ihn ist, das muß ja ein Blinder sehen, aber an Hochzeit ist ja nicht zu denken! Eher kommt Feuer und Wasser zusammen, als die Tochter des Schmugglers mit einem Finanzer Und eine Herzensspielerei anzufangen, dazu ist das Mädel doch zu gut und Blasi zu ehrlich. Er muß daher zurückhalten, das aufkeimende süße Gefühl niederkämpfen, den und das geschieht am besten durch des Gedanken an die Wiederaufnahme Dienstes und an die gesetzwidrige Thätigkeit Zischkerl's Vater von „Recht laut wär' der Herr Blasi nitta! spottet gutmüthig das Mädchen und reicht nahe am Dorfe dem schweigsamen Be¬ gleiter die Hand zum Abschied. Sie müßt etzt doch heim zum Vaterl, sie wär' lang genug ausgeblieben „Vergelt's Gott tausendmal für die Pfleg' und alle Gutthat! Pfiat Gott, Zischkerl. Geb’ Gott, daß ich's selber ver¬ gelten kann! „Nix z'danken und pfiat Gott!“ Der Damit scheiden die jungen Leute. Finanzer schreitet seiner Stationzu, Zischkerl aber geht den Pfad der Trisanna entlang zum heimatlichen Gehöft.

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