Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1896

(Nachdruck verboten.) Der Schatz im Teufelsbach. Von Heinrich Kematmüller. hervor und überreichte ihn dem Soldaten. (Südlenn man von Steyr nach der Dieser ließ das angeschlagene Gewehr Wallfahrtskirche Christkindl inken, und den Bauer fort beobachtend, geht und den Weg längs der C zählte er mit leuchtenden Augen die nam¬ Steyr einschlägt, so bemerkt * hafte Summe. Dann nahm er zwei man auf der Höhe eines Hügels S Stück von den goldglitzernden Dingerchen ein mittelalterliches Gebäude und übergab sie in einer Anwandlung mit Ringmauern und Thürmen, das von Großmuth dem Bauer, einige Worte Schlößchen Engelsegg, unter dem jetzt in seiner Muttersprache vor sich hin¬ die Steyrthalbahn vorbeiführt. Gegen murmelnd, die wahrscheinlich sagen sollten den Steyrfluss zu fällt der Hügel fast er wolle den Bauer nicht alles Geldes senkrecht ab, und während die Umgebung Wiesenland zeigt, ist diese Wand nackter entblößen und er gebe ihm die zwei Fels. Ueber diesen Fels hinab stürzt sich Ducaten als Nothpfennig Hierauf entfernte sich der Soldat in der von seiner Wildheit so genannte der Richtung gegen den Wasserfall des Teufelsbach, bildet einen recht hübschen Teufelsbaches. Kaum war er aus der Wasserfall, füllt ein ziemlich großes Was¬ erbecken aus und ergießt sich etwa zwei bis Stube, als zwei junge Männer, die Söhne dreihundert Schritte davon in die Steyr. des beraubten Bauers, in die Stube traten. „Er ist fort“, schrie ihnen der Bauer In dem vorgenannten Wasserbecken, in das der kleine Bach tosend und schäu¬ entgegen, „und mit ihm vierhundert Du¬ caten, die ich für Euch mir vom Munde mend sein Gewässer ergießt, soll ein Schatz abgespart.“ versenkt worden sein. Nachstehend folgt Die beiden Ankömmlinge sahen sich die Geschichte dieses Schatzes. einen Moment ganz verdutzt an, dann Im Jahre 1809, als die Franzosen eilten sie hinaus und traten bald daraus Oesterreich durchzogen und plünderten, mit Hacken bewaffnet wieder in die Stube. kam auch eine solche plündernde Schaar „Was gibt's?“ fragte der Alte. in ein Haus, das in der Nähe des vor¬ „Kommt nur, Vater, wir werden ihn geschilderten Wasserfalles stand. Die Sol¬ bald einholen und ihm unser Geld wieder daten hatten das Häuschen rein ausgeraubt abnehmen“, sagte der Aeltere und alle und entfernten sich mit Ausnahme eines Drei verließen das Haus. Einzigen, der dem Bauer den Lauf seines Knapp am Rande des Wasserbeckens Gewehres unter die Nase hielt, und dem in das der Teufelsbach herunterstürzt, er, da er wenig oder gar nichts deutsch holten die wuthschnaubenden Bauern den verstand, nur mehreremale das Wort Franzosen ein. Dieser saß arglos am Geld“ zurief. Umsonst betheuerte der Wasserrande und überzählte freudig den Bauer, er habe keines. geraubten Schatz. Plötzlich wird er Der Soldat legte sein Gewehr an rückwärts von derben Fäusten ergriffen. und sagte drohend: „Ich schießen!“ Dies rschrocken will er sich umwenden, allein wirkte. Der geängstigte Bauer zog aus wie Schraubstöcke halten ihn die Fäuste dem Backofen, der in der Stube stand, der Bauern eingeklemmt. einen sehr großen Beutel mit Ducaten 7

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