Gemeindetagsprotokoll vom 11. November 1934

Berufsständen sind 14 Herren Arbeiter, Angestellte und Beamte, 7 Herren selbständige Unternehmer. Sie kommen aus allen ehemaligen politischen Parteien, vergessen Sie Ihre frühere Parteizugehörigkeit und üben Sie als Menschen, als Männer der Wirtschaft und des rauhen Lebens Ihre Mandate aus. Sie haben einen Verwaltungsausschuss gewählt, in dem die einzelnen Berufsstände wieder vertreten sind. Der Verwaltungsausschuss wird mir beratend zur Seite stehen, bis das neue Stadtrecht die Kompetenzen regelt. Wenn es sich aber auch nur um eine beratende Funktion der Herren Stadträte handelt, bitte ich Sie dennoch, mir treue Mithelfer zu sein. Sie sollen das Bindeglied sein zwischen dem mehr oder minder beamteten Bürgermeister und der Bevölkerung. Sie werden an Ihren Sprechtagen Gelegenheit haben, die Wünsche Ihrer Berufsstände zu hören und werden dann sicher Gelegenheit nehmen, mir die daraus entspringenden Vorschläge zu unterbreiten. Ueber den besonderen Wunsch des Herrn Landeshauptmannes wurde als Vize-Bürgermeister dieser Stadt ein Arbeiter vorgeschlagen. Dass Sie diesem Wunsche des Herrn Landeshauptmannes entsprochen haben, danke ich Ihnen. Steyr ist vorwiegend eine Stadt der Industrie. Ich bitte den Herrn Vizebürgermeister, seine Tätigkeit vor allem darin zu sehen, dass er den Arbeitern und Arbeitslosen dieser Stadt ein verständiger Berater und Helfer sei. Die, die seit Jahren ausgeschaltet sind aus dem Produktionsprozesse, die seit Jahren angewiesen sind auf Fürsorge und Unterstützung und die auch heute noch keine Aussicht haben, wieder als Menschen sich und ihrer Familie ihr tägliches Brot selber verdienen zu können, die bedürfen vor allem unserer Liebe und Sorge. Ich bitte Sie, Herr Vizebürgermeister, machen Sie von allen Ihren Beziehungen in Bund und Land und Gemeinde Gebrauch, um zu helfen und wieder zu helfen. Ich selber, meine Herren, danke für das Vertrauen, das Sie mit entgegengebracht haben. Wenn ich die unerhörten Aufgaben

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