Gemeindetagsprotokoll vom 17. Juli 1934

Es ist gelungen, eine kleine Abänderung der alten Kollektivverträge zu erreichen im Einverständnis mit der Arbeiterschaft. Dr. Walk verliest das Zusatzprotokoll und beantragt, die Kollektivverträge samt Zusatz zu bestätigen. Wenn auch nicht erreicht werden konnte, was man wollte und wenn das Ergebnis der Verhandlungen vom finanziellen Standpunkte aus dürftig ist, so ist es mit Rücksicht auf die politische Lage nicht so schlecht. Stadtrat Hack vertritt den Standpunkt, da nicht erreicht wurde, was man anstrebte, überhaupt keinen KollekVertrag zu schliessen und stellt den Antrag: Wenn der Kollektivvertrag, wie er das letztemal von Dr. Walk vorgebracht wurde, nicht angenommen wird, möge das ganze Bauamt aufgelöst werden. Stadtrat Janak spricht sich für den Antrag Dr. Walk aus, Stadtrat Hambrusch für den Antrag Hacks. In längerer Debatte legt Stadtrat Hack klar, dass eine so arme Gemeinde wie Steyr nicht in der Lage sei, besonders günstige Verträge zu bieten und infolge der Notlage müsse die Sache rein geschäftlich aufgebaut werden ohne Rücksicht auf politische oder andere Momente. Stadtrat Hack warnt davor, etwa den Ausfall an Ersparungen, die sich durch die von ihm entworfenen Kollektivvertrag ergeben und die nach seiner Ansicht etwa S 40.000.- betragen, wieder etwa auf die Geschäftswelt in Form von Steuern abzuwälzen. Dr. Walk betont, dass 1. die strittige Summe nicht 40.000.- jährlich ausmache, sondern höchstens S 16.000.-, 2. diese Summe niemals durch Steuererhöhung hereingebracht werde, 3. wenn Steuererhöhungen kommen, sie vorwiegend auf Kosten der Arbeiter erfolgen, (Mietzinsabgabe) 4. dass unter keinen Umständen Opfer verlangt werden, wenn nicht die vollständige Sanierung möglich ist. Stadtrat Janak schliesst sich den Ausführungen des Dr. Walk an. Stadtrat Hack wendet sich gegen die Ausführungen und erklärt, man solle wegen politischer Schlagworte nicht die Gemeinde weiter dem Abgrunde entgegentreiben, sondern rücksichtslos und energisch einsparen. Verlangt nochmals, dass kein Vertrag geschlossen werden solle. Dr. Walk erklärt, die Arbeiter, die eingestellt sind, sollen nach dem Kollektivvertrag bezahlt werden; wenn wir nicht mehr zahlen können, müssen wir entlassen. Für den Antrag Dr. Walk stimmen: Janak, Kammerhofer, Dr. Lorenz, Dr. Walk, dagegen : Hack, Hambrusch, Ramoult. Der Antrag Dr. Walk ist somit mit Mehrheit angenommen. Der Antrag Hack wird abgelehnt. Demnach treten die Zusatzbestimmungen zu den Kollektivverträgen in Kraft.

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