Gemeinderatsprotokoll vom 30. Dezember 1932

- 115 ~ man nicht so leicht, wohl aber zum Bürgermeister i Und die Not ist kein guter Beraterl Und Hunger hat noch zu allen Zeiten weh getan Wir aber müssen die Hungernden und Darbenden mit einem Bettel abs peisen, Und doch wäre damit das soziale Problem in seiner ganzen Tiefe nicht erfasst: loh denke hier vor allem an die Jugend, an jene Jugend, die nicht zur Arbeit kommt, die zu keinem geregelten Leben kommt, die also trotz Arbeitewilligkeit und Arbeitsfähigkeit kaum etwas Ordentliches lernen kann. Wir aber können sie nicht beschäftigen und so muss ein Teil der Ju gend verkommen ohne Schuld,nur weil ihr eine Gesellschaftsordnung die Arbeit verweigert, obwohl tausende von Maschinen vorhanden sind, die stille stehen, obwohl Rohstoffe in ungezählten Mengen vorhanden sind, die des Veredelungsprozesses harren. Und auch diese Jugend, die sich betätigen möchte, die sich entwickeln möchte, auch diese Jugend kommt zum Fürsorgeamt um Almosen. Immer haben die Gemeindevertreter betont, dass die Gemeinde lediglich zur Befürsorgung der arbeits- und erwerbsun fähigen Bevölkerung verpflichtet ist, also der Alten,Kranken und Kinder, nicht aber jener, die arbeiten können. Die Sorge für die kraft der Gesellschaftsordnung arbeitslos gewordenen Personen hat nach unserer Ansicht der Bund zu tragen. Heute aber müssen diese Lasten die Gemeinden auf sich nehmen. Und weh die Gemeinde vertreter zu dem Minister kommen und ihm diese ungeheure Sache vortragen, dann hat dieser Minister den Mut, den Gemeindever waltern zu sagen; Sparen. Man erinnert sich in solchen Augen blicken an die unermeselichen Opfer, die aus öffentlichen Gel dern zur Unterstützung des Privatkapitales, zur Stützung von zweifelhaft geleiteten Bankinstituten verwendet worden sind. Nach dieser kleinen Abschweifung zurück zum Gegenstand. Auch dieser Städtetag hat bisher nichts ausgerichtet. Die Re gierung, weit weg von den Stätten wirklicher Not, weit entfernt von den Armenämtern der Gemeinden schlisset noch immer die Augen. Sie ist schlecht beraten, wenn sie das Gebot der Stunde:

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