Gemeinderatsprotokoll vom 30. Dezember 1932

- 114 - Am 7.Juni 1932 hat dis christlichsoziale Minorität die Einberufung einer ausserordentliohen Sitzung wegen Berichter stattung der Erspajungsmassnahmen verlangt. Diese Sitzung fand am 17.Juni 1932 statt. Ich habe mich damals bloss auf die Mitteilungen beschränken können, dass fast alle unsere Vorschlä ge abgelehnt worden waren, und dass das Magistrats-Präsidium alle Vorarbeiten getroffen hat, die im eigenen Wirkungsbereich liegenden Möglichkeiten durchzuführen. In derselben Gemeinderatesitzung wurden dann die letzten besoldungsrechtlichen Vorteile der Angestellten beseitigt und die Gleichstellung mit den Bundes angestellten durchgeführt. Im Juli l.J. erfolgte schliesslich ein grÖBserer Abbau von Angestellten. Es ist selbstverständlich, dass die furchtbare Krise nicht nur die Gemeinde Steyr schwer trifft, sondern dass fast alle österreichischen Gemeinden darunter leiden. Und so haben die im Städtebund organisierten Gemeinden die Einberufung eines Städte tages verlangt, der am 19.November 193S stattfand und wo die Vertreter aller Parteien ein Programm ausarbeiteten,von dessen Durchführung sie eine Besserung der Lage der Gemeinden erwar teten. Zwei Probleme beherrschten diese Tagmg; Das Finanzproblem, das soziale Problem. Das soziale Problem wird der Fürsorgere ferent noch näher behandeln. Aber als verantwortlicher Verwalter dieser Stadt kann ich nicht umhin, dieses Problem wenigstens vom allgemeinen Gesichtspunkt aus zu beleuchten.Der grösste Teil der erwerbsfähigen Bevölkerung von Steyr ist seit Jahr®n arbeits los. Nach menschlicher Voraussicht besteht keine Hoffnung auf baldige Besserung. Die Situation in der Autoindustrie ist noch völlig imgeklärt. Die Aussteueriing umfasst immer grössere Kreise der Arbeitslosen, die ja mit der vollen Unterstützung nur,ein karges Leben führen können. Die Richtlinien der 28.Arbeitslosen novelle gestalten die Situation immer kritischer. Die Anfor derungen an den Armenetat werden immer grösser. An die Tore der Gemeinden pocht zu allererst die soziale Not, zum Minister kommt

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