Gemeinderatsprotokoll vom 30. Dezember 1932

- r ,.: •..--W.ij - 134 - Vergleichen wir einzelne Kapitel des Fürsorgeaufwandes in den Monaten November und Dezember 1928 und die aus den gleichen Monaten des heurigen Jahres. Die laufenden Erhaltungsbeiträge weisen für 1933 eine Plus differenz von S 2000.- auf. Am eindruckvollsten zeigt sich aber die katastrophale Ver elendung der Bewohner in den Gruppen: Erziehungsbeiträge,momentane Aushilfen,Bskleidungskosten und Fürsorge für Arbeitslose. Bedürfte es noch eines Beweises für das völlige Versagen unserer Wirtschafte- und Gesellschaftsordnung, "gäbe es noch Zweifler am Niederbruch dieser sogenannten "Ordnung", diese Ziffern bringen den Beweis und klären damit vielleicht die letzten Zweifler auf. An Erziehungsbeiträgen wurden in der Vergleichszeit 1928 S 4195.- zur Auszahlung gebracht. Vor vier Jahren war die Zahl der Familien, die die Sorge um ihr Teuerstes, ihre Kinder, der Oeffentlichkeit überlassen mussten und die Kosten, die daraus erwuchsen, verhältnismässig gering. Wer gibt auch diese Sorge ab, wenn ihn nicht das eiserne Muss, in diesem Falle die Gefahr des Verkommene der Kinder, zwangsläufig dazu drängt. Heute ist die Zahl dieser Familien ungeheuerlich. Die herrliche Ordnung schmeisst den Ernährer aus dem Verdienst, die Eltern vermögen die Sorge um die Kinder nimmer zu tragen und müssen sie der Oeffentlichkeit auflasten und so hatte die Ge meinde in der Vergleichszeit 1932 den dreifachen Betrag S 12.557.- zu leisten. Dostoijewski, der Schilderer des verelendeten kaiserlichen Russland, nennt die Familien, die Opfer der Not wurden, "blosse Schlaf- und Essensgemeinschaften". Steyr brauchte seinen Dostoijewski, der würde mit Entsetzen feststellen müssen, dass in unsaer Stadt durch die Not in tausenden von Fällen selbst diese triebhaften Bindungen gesprengt wurden. Der Hunger hat in

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