Gemeinderatsprotokoll vom 30. Dezember 1932

- 123 - vor uns, ein Winter, der die Fürsorgeverwaltung neuerlich vor ge waltige Aufgaben stellt, weil die Rot in unserer Stadt, von der jeder Eingeweihte glaubte, sie sei der Gipfel menschlichen Elends, im Jahre 1932 eine weitere Steigerung erfahren hat. Vergrössertes Elend in hunderten Familien,deren Erhalter seit Jahren arbeitslos, die sich also nicht mehr das Allernotwendigste kaufen können, Verbreiterung des Elends auf Hunderte, die im Vorjahre noch ohne ÜUhilfe der öffentlichen Fürsorge mehr schleoht als recht durchs Leben kameh. Aber lassen wir Zahlen reden; sie sind in ihrer brutalen Nüchternheit ein unumstösslicher Beweis für die aufgestellten Behauptungen. Gleich vorweg sei betont: Alle Sorge der Gemeinde gilt den Arbeitslosen,gilt der furchtbaren Not der Zeit. Das ist der Leitsatz,von dem sich die Gemeinderatsmehrheit bei der Erstellung des Budgetprovisoriums leiten liess. Auf allen Gebieten der Verwaltung wurden tief einschneidende Einschränkungen vorgenommen; die Gemeinderatsmehrheit war sich aber darüber einig, dass es unmöglich ist, die Ausgaben für die Fürsorge zu drosseln. Trotz der furchtbaren Not der Gemeinde, trotz des Rückganges der Einnahmen wurden die Leistungen der Ge meinde auf dem Gebiete der sozialen Fürsorge noch gesteigert. Von dem Erfordernis für das erste Vierteljahr per S 519.073.- entfallen auf den Fürsorgeaufwand S 173.730.- oder 33 ^ fo des Geeamterfordernisses. Aber nun zu den Ziffern; Vergleichsziffern aus den Monaten November und Dezember 1928 - des letzten Jahres, das für die Steyrer noch Arbeit und Verdienst bot - geben interessarte Aufschlüsse. Das Jahr 1928 zeigte^ seine Arbeitslosenziffer von 4736 Personen. Die letzten Wochen des Jahres 1932 bringen die Zahl von 7.500 Personen. Ich brauche nicht zu betonen, dass Kinder in diesen Zahlen nicht inbegriffen sind.

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