Gemeinderatsprotokoll vom 15. Mai 1931

erscheinen lassen und die so schicksalschwer und Richtung gebend für die Stadt sind, dass bei wahrer Verwantwortung das Trennende vielfach zurücktreten muss. Ich halte es daher auch für meine Pflicht, dem neugewählten Gemeinderat einen kurzen Ueberblick über die Finanzlage der Stadt zu geben. Ich kann mich deshalb ganz kurz fassen, weil ich ja in der Wahlzeit einen ausführlichen Bericht an den Chef des Landes geschickt habe, der auch in den Tageszeitungen veröffentlicht worden ist. Es steht heute schon fest, dass das ausgewiesene Defizit 1931 bei Fortdauer der Arbeitslosigkeit überschritten werden wird, da die zwar sehr vorsichtig präliminierten Steuereingänge im Zurückgehen begriffen sind, während sich andererseits die Ausgaben in geradezu beunruhigender Weise erhöhen: so hat das Fürsorgeetat des ersten Jahresdrittels bereits die Hälfte der Voranschlagssumme aufgebraucht: eine Begründung dieser Erscheinung erübrigt sich. Dazu kommt, dass der Finanzausgleich, abgesehen von dem Verlust der Autoabgabe, für unsere Stadt unter den heutigen Verhältnissen nahezu wirkungslos geworden ist. Wir sehen also, dass wir alle unsere Kräfte vereinigen müssen, um einen Weg ins Freie zu finden. Wir sahen vor allem, dass der Zeitpunkt der Sonderbehandlung dieses Gemeinwesens immer näher rücken muss, weil wir sonst der Katastrophe nicht Herr würden. Ich behalte mir in dieser Angelegenheit vor, in absehbarer Zeit konkrete Vorschläge zu erstatten. Freilich weiss ich nicht, wie sich die Regierung diesen Vorschlägen gegenüher stellen wird, die ja in dem gegenwärtigen Augenblick selbst von den schwersten Sorgen bedrückt wird, wobei noch zu bemerken ist, dass niemand sagen kann, in wieweit sich die jüngste Finanzkrise auf die Stadt Steyr im besonderen auswirken wird. Die Ziele des neugewählten Gemeinderates sind also klar: Fortsetzung der bisherigen Sanierungsbestrebungen, Zusammenfassen aller Kräfte, um wenigstens jene Forderungen Schritt für Schritt

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